Wayne Wang, Paul Auster – Blue In The Face

Welcher Regisseur träumt nicht davon, einen Film mit zusätzlich gedrehtem Material thematisch zu ergänzen und cineastisch zu kommentieren? Auf dem Set des Brooklyn-Porträts „Smoke“ kam Wang und Drehbuchautor Auster spontan die Idee, die liebevoll gezeichneten Charaktere zu vertiefen. Geld war schnell beschafft, und einige wenige Drehtage reichten für „Blue In The Face“. Denn es wurde in langen takes improvisiert. Weil Wang während der Dreharbeiten erkrankte, hat Paul Auster über weite Strecken selbst Regie geführt.

Auch hier steht Auggie Wren, der Zigarrenverkäufer aus „Smoke“, im Zentrum. Harvey Keitel gibt ihm mythische Größe. In lockeren Episoden kreist ein illustrer Haufen skurriler Stadtneurotiker um ihn. Lou Reed meditiert über sein Leben im Big Apple. „Einer der Gründe, warum ich in New York lebe, ich kenn mich hier aus. Ich kenn mich nicht aus in Paris, Denver, Maui. Ich will schon seit 35 Jahren von hier weg. Jetzt bin ich fast soweit.“ Welch eine Liebeserklärung!

Lily Tbmlin sucht – kaum wiederzuerkennen – als Bettlerin nach belgischen Waffeln, Michael J. Fox befragt als durchgeknallter Interviewer Passanten, Madonna liefert ein gesungenes Telegramm ab. Ein Höhepunkt ist Jim Jarmuschs Auftritt als Stammkunde Bob, der melancholisch seine letzte Zigarette genießt. „Wenn ich das Rauchen aufgebe, dann vielleicht auch den Sex,“ Tristesse überall.

Im Stil des „cinema verité“ kommen die Einwohner Brooklyns zu Wort. „Blue In The Face“ hat nicht die Intensität von „Smoke“ – es wird filmisch gedacht, phantasiert, herumgesponnen. So etwas schien im Kino bereits verloren.

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