William Shatner – Has Been

Schon an Bord der „Enterprise“ war William Shatner stets der Mann der einfachen Weisheiten, der herzerwärmenden Vernunft, die er oft erst am Ende eines Abenteuers annahm (nachdem Spock oder Pille der Einsicht ausgeholfen hatten). Captain Kirk war ja immer auch ein impulsiver, der irdischen Liebe und der Wut ausgelieferter Expeditionsleiter, der seine Sidekicks dringend benötigte. Ein bisschen wie der Schauspieler Shatner: Er konnte nicht viel, aber ohne ihn war es doch nicht dasselbe.

Der real existierende Shatner, in den späteren Filmen bräsig und unvorteilhaft frisiert, soll das eine oder andere Mal über den Durst getrunken haben und ein wilder Faun sein. Wer seine Shakespeare-Intrepretationen und das Rezitativ von „Mr. Tambourine Man“ hörte, der ahnt die geistigen Höhen, die Shatner nun, mit 73 Jahren, erklommen hat. Dabei ist „Common People“, der offenkundige Schenkelklopfer, nicht sehr gelungen – Shatner spricht den Text von Jarvis Cocker, der mit ihm nichts zu tun hat, und Joe Jackson fällt dann singend ein. Aber „You’ll Have Time“ ist ein „Ecce homo“: „I tell you who else left us/ Passed on down to heaven no longer with us/ Johnny Cash, JFK, that guy in the Stones/ Lou Gehrig, Einstein and Joey Ramone/ Have I convinced you? Do you read my lips? This may come as news but it’s time/ You’re gonna die.“ Mit Gospelchor und Kirchenorgel hat das Stück die Anmutung eines schwarzen Randy-Newman-Songs. In „Years Of Silence“ spricht der Erzähler zu seiner Tochter, doch die Antworten hören wir nicht.

Ben Folds arrangierte in gewohnter Weise fluffig und raffiniert um den Bass des Mimen, Piano und Streicher lassen Shatner genügend Raum. Mariachi-Trompeten, Wurlitzer-Orgel, Lee-Hazlewood-Flair – alles da. Gewiss eine der ungewöhnlichsten Partnerschaften der Musikgeschichte – doch Folds erfüllt hier die Funktionen sowohl des Genies von Spock als auch der technischen Fertigkeiten von Scotty im Maschinenraum. Ohne die beiden Beiträge von Lemon Jelly und Henry Rollins wäre es ein bruchloses Album geworden.

Shatner räsoniert. Es ist eine Lebensbilanz, eine Aphorismensammlung und eine Gewärtigung des Todes, die der alte Kapitän hier vorlegt. Typisch für Kirk wie für Shatner ist der Ärger über den Begriff „has been“, der doch ein Ehrentitel sein müsste, wie er findet. Jetzt ist „Has Been“ der Titel dieser würdevollen, auch moralischen Mahnung an die Lebenden. „Sliced apples, almond butter and feta cheese/ Let’s feed the dogs /Send out for Chinese/ Watching movies on TV and fall asleep /Arms wrapped around /So happy/ We weep/ Yeah listen, that’s for you.“

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