Saloon-Girl, Soul-Diva, feuchtes Früchtchen: Sharleen Spiteri von Texas hat ihr Image fast so oft geändert wie Madonna, aber Jungsklamotten stehen ihr am besten

Für die wundervolle Fotogalerie, die im Lauf der Jahre zusammengekommen ist und weiter wächst, kann man Sharleen Spiteri große Teile ihrer nichtssagenden Musik verzeihen. Die Band Texas aus Glasgow gilt ja nicht gerade als Ästheten-Kollektiv, aber man muss nur hinschauen: Das Cover von „Mothers Heaven“ von 1991 war passend zum damaligen Stil ein romantischer Western. „White On Blonde“, als die Band sechs Jahre später in den Mainstream einplantschte, zeigte Spiteri mit über die Nase gezogenem High-Street-Pullover, auf „Hush“ (1999) illustrierte sie mit nackigen Oberarmen und feuchtem Blick den Wandel zum Sex-Appeal-Dance-Pop.

Die Neue, „Carefulf What You Wish For“, hat lustige, punkige Klebestreifen und ein zerzaustes Schwarzweiß-Porträt. U-Bahnhöfe wurden diesen Herbst damit plakatiert, man hatte beim Warten auf den Zug genug Zeit, um Sharleen Spiteri zu betrachten, und konnte hinterher gar nicht mehr anders, als ein bisschen Rockschlampigkeit aus der Platte herauszuhören. „Ich habe selbst mit 12 nur deshalb mit dem Gitarrespielen angefangen, weil ich ‚Breakfast At Tiffany’s‘ gesehen hatte“, sagt sie. „Ich saß wirklich bei uns zu Hause auf dem Fensterbrett, wie Audrey Hepburn, wenn sie ‚Moon River‘ singt und die Gitarre zupft. Und später habe ich mir meine schwarzweiße Telecaster gekauft, als ich The Clash gesehen hatte und so wie Joe Strummer sein wollte. Auch heute, mit 36, werde ich von den Bildern beeinflusst. Ich kann keine Zeile schreiben, wenn ich nicht irgendwas Visuelles im Kopf habe.“ Die wollüstige Diva vergangener Poster-Editionen hat ihr allerdings keiner abgenommen. Im letzten Video „Carnival Girl“ hatte ein Body-Double tolle Bocksprünge mit dem Skateboard gemacht, und natürlich haben hinterher alle Sharleen Spiteri gefragt, wie lange sie dafür üben musste. Weil man bei einer so Burschikosen damit rechnet, dass sie die Stunts selbst macht. „Ich mochte immer Debbie Harry von Blondie am liebsten, aber ich merkte schon als Mädchen, dass ich in so eine Rolle nicht hineinpasse. Ich hatte dicke, schwarze Haare, ich war nicht besonders hübsch. Ich war anders und habe mich dann mehr mit den Boy-Girl-Typen identifiziert, Chrissie Hyndc.Patti Smith.“ Den Jungssport Extrem-Bergsteigen liebt Spiteri tatsächlich, wäre vor ein paar Jahren auch fast abgestürzt. Allerdings hat sie mit dem Videospielen aufgehört, „das waren auch immer komische Erfahrungen: Man geht zwischendurch raus und bildet sich auf einmal ein, man sei Lara Croft. Ich habe dumme Sachen gemacht, bin auffahrende Busse aufgesprungen und so.“ Die coolen Spiele haben offenbar auch die Musik von Texas beeinflusst, aber die Rapper sind leider da geblieben, nachdem „Tomb Raider“ endlich abgesetzt war.

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