Steffen Henssler: Was kann der neue „Restauranttester“?

Steffen Henssler tritt als neuer "Restauranttester" das Erbe Christian Rachs an. Billige Sprüche spart er sich hier, krasse Kritik allerdings nicht.

„Wenn das Parmaschinken ist, dann bin ich Christian Rach!“ ruft Steffen Henssler verzweifelt – gleich sein erster Fall als „Der Restauranttester“ (montags bei RTL) führt den Profikoch an die Grenzen seiner ohnehin wenig ausgeprägten Gutmütigkeit. Sein galliges Lachen erinnert manchmal noch an den Vorgänger, aber eigentlich war ja schon vorher klar: So freundlich wie bei Rach wird es hier nicht zugehen, auch wenn der zuletzt mehr und mehr resignierte und die gesamte Zukunft der Gastronomie in frage stellte. Während nun also der eine beim ZDF mit der sturzlangweiligen Sendung „Rach tischt auf“ Aufklärungsunterricht betreiben will, dabei jedoch immer von Andrea Kiewel gestört wird, ist der andere als „Restauranttester“ die erwartete One-Man-Show.

Steffen Henssler besucht eine Pizzeria in Remscheid und setzt gleich Prioritäten: „Mein erster Weg ist aufs Klo!“ Um die Sauberkeit zu prüfen, klar. (Eine Zote mit der hübschen Chefin verkneift er sich allerdings nicht, so viel Spaß muss sein.) Es ist, wie es immer ist: die Speisekarte zu groß, die Pfefferstreuer oll, das Ambiente von vorgestern. In der Küche sagt Henssler „Ola!“, obwohl wir ja beim Italiener sind und ahnt bald das Schlimmste, was er sich als seriöser Küchenchef denken kann: Warenunterschiebung! „Seezunge is‘ Seezunge, ’ne?“ raunzt er den Geschäftsführer an, der natürlich wieder mal ein Quereinsteiger ohne gastronomische Vorkenntnisse ist. Es folgt die Grundreinigung, die Entfernung der Plastikdeko, eine neue Wandfarbe, die Reduzierung der Gerichte.

Der obligatorische Wutausbruch muss auch kommen, am dritten Tag hält Henssler das „Drecksloch“ kaum noch aus, aber eine Werbeaktion und die Wiedereröffnung lässt er sich dann doch nicht nehmen. Als der Chef am entscheidenden Abend einen Scherz machen will, obwohl nichts richtig funktioniert, rückt ihm Henssler sehr nah auf die Pelle. Jetzt  ist Ruhe! „Kollege, verstehst du mich? Sonst kannst du die Scheiße allein machen!“ Sonst ist hier nämlich „Kapelle“, alles klar? Offensichtlich ist das Wort „Kapelle“ in Hensslers Welt ein Synonym für Ärger, und man will weiß Gott keinen Ärger mit diesem feurigen Koch haben. So was solle man nicht persönlich nehmen, sagt er später schulterklopfend. Immerhin hat er beim Kontrollbesuch Wochen später keinen Grund, sich noch mal aufzuregen. Stattdessen spricht er mit vollem Mund, weil’s so gut schmeckt.

Hygienehorror, Umkrempelei, Küchenstress: Alles wie immer also, und doch ist der neue „Restauranttester“ viel unterhaltsamer, als zu befürchten war. Weil Henssler hier nicht nur Essen begutachten und billige Witze reißen darf, sondern tatsächlich anpacken muss. Und das kann er. Wenn er die Ärmel hochkrempelt, ist die Bude gerettet. Bis zum nächsten Fiasko. Wir freuen uns darauf.

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