Steve Wynn – Hamburg, Knust

Die erste Frage war: Wieviele? Wieviele würden trotz starker Konzert-Konkurrenz (Morissette!) den Weg zu Wynn finden? Nun, es waren genug, um dem Steve Wynn Quintett das Gefühl zu geben, es sei in dieser Stadt immer willkommen. Die zweite Frage war: Würden sie es packen? Gemeint sind Wynns Gutterball-Kumpan Armistead Wellfbrd und sein alter Weggefahrte Dennis Duck, die die formidable Rhythmusgruppe des neuen Albums „Melting In The Dark“ ersetzen mußten. Und dies mit geradliniger Wucht dort taten, wo ihnen die kraftvolle Finesse der Vorlage abging.

So konnte mit einem erwartungsvoll begrüßten . „When You Smile“ (vom ’82er Klassiker „The Days Of Wine And Roses“) die beste Dream Syndicate-Show ihren Lauf nehmen, die The Dream Syndicate selbst nie spielen konnten. Das lag nicht zuletzt an den still explodierenden Menschen, die sich zur Linken und Rechten Wynns über ihren Gitarren versenkten. Thalia Zedek und Chris Brokaw von Come entfachten in klug verteilten Rollenspiel einen Feedback-seligen Flächenbrand, der unerbittlich von Bühne und Auditorium Besitz ergriff. Elektrisiert vom Spiel der beiden, ließ sich Wynn bei „Halloween“ dann selbst auf der brausend-bleiernen Woge von the sound & the fury treiben.

Selbst ältere Solo-Songs gewannen so neue Konturen: „Follow Me“ gefiel als sumpfiger Psych-Blues, und sogar Wynns Pop-Ambitionen wurden mit „Carolyne“ bedient. Erstaunlich auch, wie souverän die besten neuen Songs („Drizzle“, „What We Call Love“, „Epilogue“) neben sorgsam gewählten Dream Syndicate-Oldies („Burn“, „Still Holding On To You“) standen, als hätte es nie einen Bruch gegeben. Nach zwei Stunden begannen sie, die Songs zu spielen, die sie wohl nicht so oft geübt haben…

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