Stilbrüche & Schnittstellen, pikant gewürzt: G. LOVE schwört auf seine „Special Sauce“

Es ist zehn Uhr morgens in New Orleans. Ein arg übernächtigter Garrett Dutton gähnt sich im Haus seiner Freundin durch das erste Interview des Promo-Tages. Zwölf Stunden später soll er noch zu allem Überfluß mit Drummer Jeff Clemens und Bassist Jimmy Prescott – besser bekannt als „G. Love & Special Sauce“ – auf der Bühne des „Tipitina’s“ stehen und das dritte Album Jkah, It’s That Easy“ den Medien vorstellen.

Ein Titel, der’s natürlich faustdick hinter den Schelmenohren hat: Gerade dritte Alben (na gut: zweite auch) gelten für einen halbwegs etablierten Newcomer als kritische Klippe – zumal wenn man neben seinem Stamm-Trio gleich noch drei weitere Bands am Laufen hat. Wobei die All Fellas Band laut Dutton „im Prinzip ja nur die alte High School-Gang“ ist, The Philly Cartel ein lockerer Zirkel unausgelasteter Studiocracks aus seiner Heimatstadt Philadelphia – und The King’s Court „halt die kleine Blues-Combo“ fürs Jammen nebenher.

Koordinierungs-Probleme? Nicht die Bohne. „Extrem inspirierend“ findet er es statt dessen, „mit Musikern aus völlig verschiedenen Fraktionen zusammenzuarbeiten“ – selbst wenn diese Begegnung durchaus im „totalen Desaster“ enden könne. Wie etwa neulich auf der Tournee mit Joan Osborne, als er sich dieses „wirklich coole Konzept“ für „ein Quartett mit Waschbrett“ ausgedacht hatte (grob gesagt: „Boston-Bluegrass-Folk-Blues, abgerundet mit ’ner Prise Philly-Funk“), doch leider Gottes diese brillante Idee bei den anderen Beteiligten auf wenig Gegenliebe stieß. Und obendrein der Baß „im Soundbrei völlig unterging“. „Experimentieren“, weiß G. Love, „muß man trotzdem.“

Erheblich unkomplizierter entwickelte sich da die Kommunikation mit New Orleans-Legende Dr. John (dem er sinnigerweise auf einem Festival in Holland über den Weg lief): Nachdem der Doktor den jungen Seelenverwandten auf der Bühne erlebt hatte, holte er seine bereits verpackte Hammondorgel gleich noch mal raus. „Er versteht meine Musik“, so Garrett über den väterlichen Förderer. „Was nicht selbstverständlich ist, weil die Bruchstellen in meiner Musik ja wirklich gewöhnungsbedürftig sind.“

Bruchstellen sind in musikalischer wie inhaltlicher Hinsicht auf „Yeah, It’s That Easy“ zweifelsfrei auszumachen. Zum einen, weil Dutton diesmal mehr Material schrieb, das „man nicht rappen kann, sondern wirklich singen muß“. Zum anderen, weil Titel wie „Slipped Away“ das bisher gepflegte „Happy-Go-Lucky“-Image gründlich korrigieren: Den Nachruf auf Lauretha Vaird (eine Polizistin, die in Philadelphia erschossen wurde, ab die Rap-Stars Steady B. und Cool C eine Bank ausrauben wollten) verfaßte Dutton, „weil ich sicherstellen wollte, daß niemand diese Geschichte vergißt. Die Tatsaehe, daß es Rapper waren, die Fiktion und Realität durcheinanderbrachten, erschien mir so bizarr.“ Er wolle künftig mehr Songs schreiben, „die etwas aussagen, die Inhalte vermitteln“.

„Was nicht heißen soll, daß ich nun einen auf Prediger mache! Ich spiele einfach die Songs – und dann sehen wir, was passiert.“

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