Supergrass

Nur ein paar Straßen weiter liest unser lieber Freund, das Halbwüchsigen-Idol Benjamin von Stuckrad-Barre, aus seinen Büchern vor und spielt Musik vom Band ein. Die Jugend steht bis um die Ecke an, nicht alle finden Einlass. Verschreckt von diesen juvenilen Massen, wechseln wir den Schauplatz und betreten die Markthalle. Dort treten Helden auf, die auch Stuckrad gern gehört hätte: Supergrass pumpen auf deinem Stereo. Die Band der späten Stunde klingt mindestens so kompakt wie einst The Who und braucht nur einen Orgelspieler, um den Sound ihres Albums „Supergrass“zu reproduzieren. Monolithisch! Muskulös! Und, wie der junge Mensch heute so sagt: fett. Supergrass sind die große Band der Stunde.

Fett auch die Koteletten von Gaz Coombes und Kollegen: „Planet der Affen“, nur mit besserer Musik. Keine Joints stören die grußlose und gussfeste Darbietung, „Your Love“, „What Went Wrong (In Your Head)?“, „Mary“ und bald der frühe Klopfer „Alright“ klingen schon wie Zugaben. Bei Supergrass stimmt die gewohnheitsmäßig angeführte Division Beatles durch Stones, Pop durch Rock: Rest immer Null. Und insofern auch nicht fett!

Am meisten bewundern muss man an dieser Musik die schiere Kohärenz, die Anstrengungslosigkeit, mit der die Wonne elektrischer Gitarren, der Schönklang zweistimmigen Gesangs und die Magie der Melodie zusammenwirken. „Sun Hits The Sky“ von der zweiten, merkwürdig verkrampften Platte Jn lt tor The Money“. Als Showstopper fungiert das psychedelisch-entrückte „Born Again“ – und fühlt man sich nicht wirklich wie neu geboren? Kosmisch sanft beenden Supergrass das Konzert, um natürlich gleich wieder zu kommen und die übrigen Songs mit Gassenhauer-Charakter herauszuhauen. „Pumping On Ybur Stereo“! Aber wenn man sich so umschaut in der dunklen Halle, die von Stroboskop-Pop schlagartig erhellt wird: Hier ist man nicht mehr Teil einer Jugendbewegung. Hier ist die alte Mitte des Britpop.

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