Tom Findlay und Andy Caso von der Groove Armada über ihren kreativen Blindflug

Der Chill ist weg und damit die Langeweile, die sich nach der hundertsten Wiederverwertung von „At The River“ für beknackte Compilations mit ebensolchen Fototapeten-Covern längst eingestellt hatte. Das ist das Gute am neuen Groove Armada-Album „Lovebox“.

Das drohende Aus wegen kreativer Erschöpfung ist erst mal abgewendet, da sich Tom Findlay und Andy Cato mit einem ziemlich wilden Mix aus Rock-Samples, Funkadelic und 80s-Disco, aber auch gegenständlichem Songwriting so ziemlich alle Optionen offenhalten; zum ersten Mal ist ein bisschen jener Energie auf einem Tonträger, die die Groove Armada auf der Bühne mit großem Line-up zu entfachen in der Lage ist.

„Die Platte ist ein rasender Trip ohne Plan, ohne Richtung, schizophren und ausnahmslos selbstgefällig. Wir haben einfach gemacht, ohne das Ergebnis zu kontrollieren“, so Findlay. Um den eigenen Fortbestand zu sichern, sei der befreiende kreative Blindflug unbedingt nötig gewesen, ergänzt Cato., Als wir ins Studio gingen, hatten wir ein ziemlich frustrierendes Jahr hinter uns. Wir hatten getourt, bis nichts mehr ging, hatten fantastische Abende vor Zehntausenden von Leuten, aber das setzte sich alles nicht in ein vernünftiges Marketing um. Wir hatten fast die Lust an der Musik darüber verloren, uns ständig über verpasste Chancen zu ärgern.“ Das neue Album nun ist nun quasi eine Steilvorlage für die Geschäftspartner, die Patzer von gestern wieder gut zu machen: Wie alle irgendwann zur Besinnung kommenden DJs, entdecken auch Findlay und Cato mit ihrem neuen Album das Songwriting. Und empfehlen sich so einem breiteren Publikum als bloß dem in den Dance-Clubs.

„Wir haben Teile des neuen Albums in den ‚Abbey Road Studios‘ autgenommen. Die Tbntechniker da sind echte Wissenschaftler – die Sounds, die im Studio entstanden, haben uns ermutigt, auch mal andere Dinge zu versuchen.“ Und dann sind da noch Gäste wie Neneh Cherry, Richie Havens und Tim Hutton, deren musikalische Herkunft offensichtlich die nötige Authentizität besorgen sollte. „Früher war es genug, Drogen zu nehmen und die ganze Nacht im Club auf und ab zu hüpfen. Jetzt muss es weitergehen. Wohin, wird man sehen.“

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