Verkannte Meisterwerke: Black Box Recorder – „England Made Me“

Wolfgang Doebling präsentiert eine weitere Auswahl von Alben, die sträflich übergangen werden. Heute mit Black Box Recorder und ihrem Album "England Made Me" (Chrysalis 1998)

Verstörend ist keine Vokabel, die inflationär gebraucht werden sollte, doch hier darf sie herhalten. Die Songs von Luke Haines und John Moore aus dem Mund der schönen Sarah Nixey vor dem Hintergrund deliziöser Folk-Figuren, subtiler Samples und periodischer Ensemble-Erregungen kammermusikalischer Art irritieren wie Vexierspiegel, in denen Wunsch und Wirklichkeit ins Groteske verzerrt werden. Das privilegierte Mädchen in “Ideal Home“ ist voller Abscheu für die verlogenen Eltern, grausame Kinder prüfen die Überlebensfähigkeit von Spinnen, überall Gemeinheiten und Frivolitäten, Angstzustände und Kriegslisten: “Sleeping with the enemy before betraying both sides.“ Es sind morbide Lieder ohne moralischen Imperativ, süße Melodien mit subversiven Botschaften. “Life is unfair“, weiß Sarah und rät mit Silberzunge: “kill yourself or get over it.“ Sexuelles Terrain erkundende Nymphen, überforderte Teens als Mütter, Ausreißer, Kidnapper, verkorkste Kinder: keine Lieder zur ruhigen Nacht.

Hier kann man den Song „Ideal Home“ hören.

Wolfgang Doebeling rezensiert Randy Travis und bespricht die sträflich übergangenen The Adverts.

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