Yeah Yeah Yeahs – New York City, Roseland Ballroom

Manhattans Herzchen In ihrer New Yorker Heimat spielten die zwei furiose Shows mit jeder Menge Glamour vor ausverkauftem Haus

Fürs zweite Album haben die Yeah Yeah Yeahs ihr Art-Punk-Gedärm nach außen gedreht und es von der Melodiesonne bescheinen lassen, sagt man. Angenehm unerwartet kam das, entblößte es doch jene Kritiker, die zuvor so unbescheiden mit der New-Wave-Formalismus-Keule draufgehauen hatten. Wer das schafft – was wohl im großen, zynischen New York nicht unbedingt die einfachste Übung ist -, darf dann fürs Heimspiel zwei Tage lang den ausverkauften „Roseland Ballroom“ im Herzen Manhattans mit Fieber betanken und für dieses Ereignis, schon allein um Fans und Rachedurst gleichzeitig zu stillen, mit dem Kajal noch mal so richtig rumsauen.

Karen O. und New York City drehen durch. Die Yeah Yeah Yeahs-Sirene sinnlich agressiv und bedingungslos, die Metropole, weil zeitgleich ein alter Industriekomplex in Brooklyn niederbrennt – schwarze Wolken und Helikopter am Himmel. Alles für die Atmosphäre. Die Gullis dampfen hier in New York ja sowieso.

Unverschämt, dieses Line-up: Wer sich sowohl die Black Lips als auch obendrein noch den verrückten Mick Collins mit seinen Dirtbombs ins Vorprogramm holt, muss schon wissen, was er tut – und ob er nach diesen furiosen Acts überhaupt noch einen draufsetzen kann im Hauptprogramm.

Mit einem Fingerschnippen und einem so unglaublich hitzig und hässlich treibenden „Fancy“ versenken die Yeah Yeah Yeahs nach wenigen Augenaufschlagen alle Zweifel bei lebendigem Leib im kochenden Wasser ihres neuen, organischen Daseins. Karen O., an diesem Abend eine Inkarnation der glamourösen Badenixe Babylons, reitet den auf dem Tonträger so schön gekämmten „Gold Lion“ zur Furie um, Brian Chase macht hinter der Schießbude den Eindruck, als hätte er sich zum Abendbrot Schellack aufs Brot geschmiert, und Nick Zinner stakst als Edward mit den Songwriterhänden klampfend im Eck.

Vor einem riesigen, runenhaften Triple-Y entzündet sich eine überraschende Brillanz als Leuchten in den Augen vieler. Karen O. & Co bringen Art-Geschrei und bislang oft unterbewertetes Songharmonium in einer Musikalität zusammen, die für die Zukunft auf Großes hoffen lässt. Keine Plattitüden, nirgends; reine Energie. „Black Tongue“ ist ein verdammter Sturm, „Phenomenon“ stampft hintendrein, das frühe „Miles Away“ – wird untergewirbelt, Karen reibt das stimmlich ohne Durststrecken, bis hin zur sanften Herzkammeröffnung gen schmutzigem Heimatboden im melancholisch reduzierten „Maps“: „Wait, they don’t love you like I love you.“ Stimmt natürlich nicht – they do.

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