Der Mann, der Dr. Schiwago war: Erinnerung an Omar Sharif

Omar Sharif war einer der geschmeidigsten Schauspieler seiner Generation.

Dass Omar Sharif sich darüber beklagte, immer und überall nur als Dr. Schiwago zu gelten, ist ebenso begreiflich wie wohlfeil: Er WAR ja Schiwago. In David Leans monumentalem Monumentalfilm von 1965 ließ er uns monumental spüren, dass die Liebe zu Julie Christie sogar die russische Revolution überstrahlt, den russischen Winter und die russische Taiga. Schon in „Lawrence von Arabien“ hatte Lean ihn als quintessenziellen, eleganten und stolzen Araber besetzt – und man kann sagen, dass Sharif diese Rolle auf den Leib geschrieben war.

Er liebte die schönen Künste ebenso wie die Frauen

Als Maechel Chalhoub wurde er am 10. April 1932 in Alexandria geboren, studierte in Kairo Mathematik und Physik und kam 1953 zum ägyptischen Film. Er war ein bekannter Schauspieler, als David Lean ihn 1962 für „Lawrence“ engagierte – und niemand hätte besser die Dichotomie von arabischem Gemüt und westlicher Orientierung darstellen können. Er nannte sich Omar El-Sharif, trat vom Christentum zum Islam über und war den schönen Künsten und der Literatur so zugeneigt wie schönen Frauen, dem Glücksspiel, dem Bridge, dem Pferderennen und dem Alkohol.

Neben Barbra Streisand war er 1967 in „Funny Girl“, und erwartungsgemäß war es jenseits der Kamera keine romantische Verbindung – dennoch trat Sharif auch in „Funny Lady“ (1975) auf. Richard Lester besetzte ihn als hilflosen Kapitän eines Kreuzfahrtschiffes in „18 Stunden bis zur Ewigkeit“ (1974) – und sogar in diesem Erpressungs-Thriller muss Sharif durch eine alte Liebe lavieren.

In den mageren Jahren gab er routinemäßig den öligen Schwerenöter, etwa in dem spektakulären Misserfolg „Ashanti“ (1979) neben Michael Caine und Peter Ustinov und in der Klamotte „Top Secret!“ (1984); auch in Fernsehfilmen spielte er mit beinahe ostentativem Desinteresse.

Die Wüste und die Bibel waren seine Domänen

„Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“ (2003), ein französischer Wohlfühlfilm und abermals eine Literaturverfilmung, brachte Omar Sharif noch einmal Anerkennung: Geschmeidiger konnten Toleranz und Altersmilde nicht gespielt werden. Dem guatemaltekischen Parkplatzwächter, dem er 20 Euro statt des geforderten Dollarbetrags geben wollte, hätte er nicht verprügeln sollen, meinen viele: Das Parken kostete ihn später 300.000 Dollar.

Der Schiwago ist Omar Sharif freilich geblieben – und man wird stets an ihn denken, wenn die Schiwago-Melodie gepfiffen wird. Am 10. Juli 2025 starb Omar Sharif im Alter von 83 Jahren an einem Herzinfarkt.

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