Death Cab For Cutie – You Can Play These Songs With Chords + 10/Something About Airplanes/We Have The Facts And We’re Voting Yes/The Photo Album

An amerikanischen Highschools gibt es offensichtlich immer Kinder, bei denen alles läuft. Die beim Football mitmachen oder Cheerleader werden dürfen, die jedes Wochenende ein Date haben und immer eine Einladung zum Abschlußball. Und dann gibt es Kinder wie Seth Cohen. Warum „O.C., California“ keine Fernsehserie wie alle anderen ist: weil der größte Sympathieträger ein Nerd ist, ein Indie-Rock‘ Hörer, der in einer Villa sitzt, aber nie zu den Gewinnern gehört. Dem die Mädchen davonlaufen, weil sie seinen Witz nicht ertragen können. Der gute Augen hat, aber im Herzen natürlich ein Brillenträger ist. Seth Cohen eben.

Seth Cohen liebt Death Cab For Cutie, und er hat allen Grund dazu. Die ersten vier Alben der Band aus Bellington/ Washington werden jetzt wiederveröffentlicht, und wer sich nicht in das eine oder andere verliebt, muß ein komischer Kauz sein. Oder eben gerade nicht. „You Can Play These Songs With Chords“, 1997 nur als Kassette aufgelegt, wurde noch mit zehn Stücken aus dem Archiv aufgewertet. Gar nicht nötig: schon die acht recht rauhen, aber sehr charmanten Lieder überzeugen – und wurden konsequenterweise teilweise fürs Debüt „Something About Airplanes“(1998, 4,5) noch einmal aufgenommen. „President Of What?‘, „Champagne From A Paper Cup“, „Amputations“ – Benjamin Gibbard singt so verträumt, fast zärtlich von seltsamen Dingen, daß sich gar keine Verwunderung einstellt. Stattdessen: mitsummen – und sich fragen, warum es Seth Cohen brauchte, um mehr Menschen auf die Band aufmerksam zu machen? Aber Phantom Planet hatten mit „California“ ja auch erst einen Hit, als das Stück zum Titelthema der Serie wurde. Immerhin: Fernsehen kann doch Gutes tun!

Death Cab waren jedenfalls – Erfolg hin oder her – stets sehr fleißig: 2000 erschien „We Have The Facts And We’re Voting Yes„(3), das noch ein bißchen schwärmerischer und manchmal auch langatmiger geriet, mit „Title Track“ (kein Witz) und „Company Calls“ aber noch genug unaufdringlich Eingängiges zu bieten hat. Das sind Songs, die man vielleicht nicht sofort ins Herz schließt, aber dann doch immer wieder hören möchte – aus Sorge, man könnte etwas verpaßt haben.

Auch „The Photo Album“ (01, 3,5) macht so weiter, aber es schleicht sich immer mehr Zynismus ein. „Why You’d Want To Live Here“ ist eine so gnadenlose Abrechnung mit Los Angeles, daß Gibbard am Ende selbst fast fassungslos ist: „You can’t swim in a town this shallow…“ In Orange County würden sie sich wohl auch nicht wohlfühlen.

Das letzte Album, „Transatlanticism“, stammt von 2003 und ist sowieso noch erhältlich, das neue kommt gerade heraus. Die Sommerferien sind vorbei, jetzt beginnt wieder der Ernst des Lebens. Es sieht gut aus für Death Cab For Cutie, sie werden wohl alle Prüfungen bestehen.

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