Jim White – Transnormal Skiperoo :: Southern-Gothic-Songs von Suche und Selbstentfremdung

Zum Leuten der Glocken bringen sich Streicher, eine Orgel -und ein Akkordeon erst einmal in düstere Stimmung, bevor Jim White zu einem verschwörenschtorkelnden Rhythmus fragt, wie es passieren konnte, dass wir uns auf dem Weg von da nach dort so sehr verirren konnten. Wie ein Selbstentfremdungs-Mantra wird er diesen Refrain wieder und wieder singen, während er sich durch einen exotischen Klangdschungel kämpft, immer auf der Suche nach dem, was schiefgegangen ist in unserem Leben.

Wie in „Counting Numbers In The Air“ erzählt Jim White auf „Transnormal Skiperoo“ eigentlich immer von Unbehausten, Verlorengegangenen, von Typen, die auf der Suche nach Gott oder dem nächsten Schuss herumirren, die irgendwo ankommen wollen, aber eigentlich nie wissen, wo. Von Orientierungslosigkeit erzählt der Singer/Songwriter so auch im soulig-vorsichtigen „Blindly We Go“. Zum funky Groove von „Crash Into The Sun“, bei dem Laura Veirs die Background-Vocals übernimmt, lässt er seine Protagonisten den Zusammenbruch zelebrieren („Everywhere we go, we bring the house down“). „Fruit Of The Vine“ nähert sich todesmutigden Abgründen, die sich auftun, wenn man nach dem richtigen Weg sucht. Das an Tony Joe White angelehnte „Diamonds To Coal“ stellt die Frage, wer wir eigentlich wirklich sind. Der Hillbilly-Stampfer „Take Me Away“ schließlich führt das Schicksal eines Mannes vor, dessen Suche im Wahnsinn endet.

Diese sich oft schwermütig mit Alt-Country und Songwriter-Pop an den Southern-Gothic-Topoi abarbeitenden Songs lockert Jim White zwar durch Stücke wie das vergnügtalberne „Turquoise“ oder die Bluegrass-Nummer „It’s Been A Long Long Day“ auf. Doch nicht immer gelingen ihm auf „Transnormal Skiperoo“ seine Stimmungsgemälde so gut wie in dem atmopshärischen „Jailbird“. Durch „A Town Called Amen“ zum Beispiel, das das Album eröffnet, soll nach Whites Vorstellung die schwermütige Rückschau schimmern, die Ingmar Bergmans Drama „Wilde Erdbeeren“ auszeichnete. Doch viel zu leichtgängig nostalgisch-verträumt gerät ihm da der Nostalgietrip. Und in „Pieces Of Heaven“, einem Walzer, den er für seine Töchter geschrieben hat, verfängt er sich gar im Belanglosen.

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