Jochen Schimmang :: Grenzen Ränder Niemandsländer

Die Räume für Anarchisten, Outlaws und Outcasts verengen sich, auch geografisch. Die Boheme unserer Tage, nicht nur die digitale, zieht es in die Zentren. Die „Neue Mitte“, also Berlin beispielsweise, ist Jochen Schimmang jedoch äußerst suspekt. Zeit seines Lebens haben ihn die Niemandsländer als herrschaftsfreie Räume interessiert, die „Nicht-Orte“, das Übertreten von Grenzen. Die Provinz ist ihm aber keine unproblematische Alternative. In der großen Form des Essays, auch so ein Niemandsland der Literatur, durchdringt er Autobiografisches mit klugen Reflexionen zur spätkapitalistischen Überwachungsgesellschaft, der sich die Masse auch noch ohne Not andient. Gern folgt man dem Romancier Schimmang, der auch in seinem Essay luzide zu erzählen weiß. Gleich ob er von seinem ersten Fluchtversuch als Dreijähriger auf dem Dreirad oder von seinen Besuchen bei Peter Handke vor den Toren von Paris erzählt oder von Lektüre-Erfahrungen mit Julien Gracqs Büchern: Immer wird man beglückt mit neuen Perspektiven und vielen neuen Fragen. (Edition Nautilus, 19,90 Euro)

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