Mark Olson – The Salvation Blues :: Ein Trennungs-Album von unserem liebsten Existenzialisten

Klingt erst mal paradox, dieser Albumtitel. Man denkt doch eher an Hymnen, Choräle und Symphonien, wenn die Erlösungbevorsteht. „A two-year journey through the heart of loss and redemption, in words and music. Illustrated with photographs“‚ steht auf dem Cover des kleinen Büchleins, in dem sich Mark Olsons neues Album befindet. Der Klappentext-geschrieben von einem italienischen Literaturprofessor – steht unter der Überschrift „Mark Olson: The American Jean Paul Sartre“. Was ist dann also „The Salvation Blues“? Olsons „Der Idiot der Familie“? „Das Sein und das Nichts“?

Am ehesten ist es wohl „Das Spiel ist aus“ – oder, wenn wir die Prätention hinter uns lassen und im popmusikalischen Referenzrahmen blieben – „Shoot Out The Lights“, „Blood On The Tracks“. Denn „The Salvation Blues“ ist das Album nach Olsons Trennung von Victoria Williams, für die er einst die Jayhawks verließ, nachdem sie an Multipler Sklerose erkrankt war. Im letzten Jahr tourten die beiden Songwriter noch einmal gemeinsam – begleitet von einem gewissen italienischen Literaturprofessor an der Geige. Es waren schmerzhafte Auftritte, bei denen die Entfremdung der beiden Ex-Ehepartner deutlich zu spüren war. Auf „The Salvation Blues“ fehlt Williams idiosynkratischer Gesang, der Olsons Hang zum Gefälligen früher oft korrigierte.

Statt des charmanten hörne recording-Sounds der Creekdippers wählten Olson und Produzent Ben Vaughn einen warmen, wattierten Klang. Greg Leiszs Pedal Steel durchzieht die mit akustischer Gitarre hinschraffierten Songs, Klavier, Orgel und Mellotron schmücken aus. „My Carol“ und „Clifton Bridge“ feiern noch die Unschuld der alten Liebe, doch der seelenwunden Stimme wohnt schon das Ende inne. „Poor Michaels Boat“ beschwört alte Jayhawks-Zeiten, Olson schrieb es mit seinem (anderen) musikalischen Lebenspartner Gary Louris. Der „Salvation Blues“ gibt sich – dem Titel angemessen – dialektisch: „There’s all kind of medicines that will make you ill/ Salvation Blues/ And these blues will help us all.“

Doch natürlich ist es der Trennungsschmerz, der auf „The Salvation Blues“ am meisten berührt, wenn Olson in „Sandy Denny“ singt: „I remember our broken hello/ The way the wine bottles flew/ So we go on alone.“ Oder im „Winter Song“, den er zusammen mit seiner Ex-Frau schrieb: „Dreams that once seemed so sweet/ Are silent empty streets.“ Schließlich steht Olson ganz alleine da, zwischen der Wirklichkeit und seinen Träumen: „A honeymoon no more/ The streets and the cities/ And did you lie awake/ Though your dreams become to steep/ And slip under the icy tree.“ Mark Olson ist unser liebster Existenzialist.

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