Peter Cooper – Cautionary Tales :: Ein Musikjournalist als Musiker – das kann tatsächlich gutgehen

Dass Musikschreiber es eigentlich auch ganz gern selbst wissen würden, sprich: ja doch nur verhinderte Musiker sind, die sich nur noch nicht getraut haben, ist eine Binse, die in der Realität weniger Fallbeispiele kennt als man denken könnte. Peter Cooper, vom „Nashville Tennessean“ bis zur BBC breit publizierender Country-Kenner, hat sich nun doch noch richtig aus der Deckung getraut, ermuntert nicht zuletzt durch Todd Snider, der auf „Cautionary Tales“ ebenso gastiert wie Nanci Griffith und gleich „two of my rock’n’roll heroes“, nämlich Bill Lloyd (remember Foster & Lloyd?) und Jason Ringenberg (der mit seinen Scorchers auch einen Ehrenplatz bei Cooper daheim innehat, an der Wand überm Plattenspieler).

Mehr als bloß ein Gast, nämlich Co-Produzent und eindeutig Co-Star der Cooper-Show ist aber ein Musiker, der schon vor diesem Album auf geschätzt 30000 (!) Songs verewigt war (und damit — Stand 2004 — immerhin 116-mal an der Spitze der Country-Charts landete). Und ja, Lloyd Green spielt immer noch eine fantastische Pedal-Steel-Gitarre. Erdig und entrückt zugleich drängt sie sich nie auf und ist doch mehr als bloß Begleitung – und brauchte nur in der Abmischung etwas mehr Präsenz, wenn sie sich in Eric Taylors „All The Way To Heaven“ eben dahin aufmacht. Das Thema packt Cooper auch selbst gern an, mal mit klassischem Country-Humor in „Sheboygan“ („Everything aecording to the master’s plan, sittin‘ in Sheboygan drunk again…“), eher bitter und folky in der Honky-Tonk-Geschichte „One By One“. Dazwischen schickt er mit „They Hate Me“ auch die rechte Portion juvenilen Twang in den Ring.

Coopers beste Songs, wozu auch die Drinkin‘-Song-Stilübung „Wine“, die lakonische Loser-Ode „Couple Of Lies“ und vor allem das traurige „Take Care“ zählen, sind so gut beobachtet, wie man es von einem guten Journalisten erwarten kann. Und so diskret erzählt, wie es ein guter Songschreiber tut, der nicht gleich alles verraten will.

Den letzten Song „Thin Wild Mercury“ schrieb Peter Cooper dann sogar gemeinsam mit Todd Snider, nachdem beide sie immer wieder diskutiert hatten, diese Nacht, als Phil Ochs sich von Bob Dylan das gnadenlose Verdikt „Phil, you’re not a writer, you’re a journalist“ gefallen lassen musste. Den Song konnte wohl nur ein Musikschreiber schreiben. Und Lloyd Greens Steel weint dazu eine letzte Träne.

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