Richmond Fontaine

Die Americana-Spezialisten bedienen sich eines breiten Stiltableaus Das klingt jetzt nicht wirklich spannend, oder? Richmond Fontaine, spätestens seit „Post To Wire“ (2004) Portlands schönstes Geschenk an die Americana-Welt, brachen von Oregon Richtung Süd-Süd-Ost auf, um den noch Strauchelnden und schon Gefallenen zwischen Stockton, Spokane und Laredo ihr musikalisches Taschentuch zu reichen, da unten in Arizona, wo „Thirteen Cities“ mit Stammproduzent JD Foster eingespielt wurde. Calexico gibt es doch schon. Was die Delegation aus dem Nordwesten nicht davon abhielt, vor Ort neben Howe „Giant Sand“ Gelb auch noch Joey Burns (am Akkordeon) anzuheuern und Instrumentals wie „El Tiradito“ und „Ballad Of Dan Fanta“ einzustreuen, die exakt so klingen, wie sie heißen. So weit, so vorherseh- und verzichtbar.

Doch Richmond Fontaine haben immer noch einen Songschreiber wie Willy Vlautin, der nach seinem Spielcasino-Trip „Fitzgerald“ einfach einen neuen Raum suchte, um seine prosaischen Geschichten vom Verlieren, Suchen und (Wieder-) Finden von Identität spinnen zu können. Und der – Calexico-Bläsern zum Trotz- — gleich im schwungvollen Opener „Moving Back Home #2“ seinen eigenen SXSW-Sound behauptet. Songtitel wie „87 Dollars And A Guilty Conscience That Gets Worse The Longer I Go“ und „I Fell Into Painting Houses In Phoenix, Arizona“ sagen schon fast alles —und erzählen doch noch nichts.

Das holt Vlautin dann nach und bedient sich dabei eines breiten Stiltableaus, zwischen der Songwriter-Askese von „The Fitzgerald“-im kargen „St. Ides, Parked Cars, And Other People’s Homes“, im beiläufig weggesprochenen „The Disappearance of Ray Norton“-, atmosphärischer Loser-Dämmerung („The Kid From Belmont Street“), straightem Drifter-Country auf den Spuren von Son Volt („Capsized“) und dem freundlichen Eskapismus von „Four Walls“, welcher der Band ihr ganzes Talent für Dynamik abringt.

So geht’s bewegt-bewegend durch 13 Städte und natürlich auch ganz viel (innere) Wüste. Nach „Ghost I Became“, das Vlautin mit fast erstickender Stimme vorträgt, wollen Sie bestimmt nie wieder da raus fahren. Oder gerade erst recht.

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