Chris Isaak :: Speak Of The Devil

Gäbe man ihm eine Nebenrolle in einer Chandler-Verfilmung, Chris Isaak müßte sich nicht mal umziehen. Er hat Augen mit Blick auf einen Petticoat, und das Telephon, in das er auf dem Cover horcht, ist natürlich aus Bakelit Sowenig er mit Handy vorstellbar wäre, sowenig modernisiert er Sound und Szenerie: Laszive Luder spielen mit den Herzen der Helden wie Katzen mit Rotkehlchen.

Was für ein Romantiker. Lernt nichts dazu, und wer weiß, ob das die gute oder die schlechte Nachricht ist. Chris Isaak reimt reuelos Sätze wie: „I never met a girl like that before, every day I miss her more.“ Bisweilen ist er sentimental, dann langweilt man sich, kann ihm aber nicht böse sein wegen der paar Klischees zu vieL Vielleicht so: Wenn Lyle Lovett das Leben ist, dann ist Chris Isaak Kino. Und das Kino ist ja auch schön.

In guten Momenten entwirft er mit wenigen wohlpointierten Sätzen herzzerreißende Situationen. Wenn sie geht (und sie geht immer), und die Koffer sind gepackt, und er singt ihr nach: „Walk slow“ – weil, vielleicht überlegt sie sich’s ja doch noch. Ach, der Schmelz. Der Elvis-Gaumen. Diese Art zu singen, als stünde er am Fenster und sähe hinaus in den Regen. Löblich diesmal: Er hebt sie auch öfter, die Stimme, wird auch mal laut Wobei er selbst dann mehr fleht als flucht – lsaak ist kein Fogerty, er taugt nicht zum Helden, er wird verlegen, wenn er auftrumpft.

Die Atmosphäre hängt aber keineswegs allein an ihm: Kunstvoll zusammengewebte Gitarren, kompetent konstruierte Räume, hie und da eine Orgel, hingetupftes Vibraphon, kleine Soundspielereien, die aber das Gesamtbild nicht kippen: Alles sehr handgemacht und irgendwie nostalgisch, Fernsehkrimi-Baßlinien, Ghostrider-Vibrato, die Sorte Schlagzeug, bei der man schwören könnte, daß der Drummer einen Bauch hat (Kenney Dale Johnson, wie immer wunderbar); das meiste eher gedämpft als gedroschen. lsaak bedient sich seiner Lieblingsgenres zwischen Rockabtlly und Country nur, er fuhrt sie nicht weiter – da brauchen die Songs schon immer eine wirklich hübsche Idee, um nicht beliebig zu wirken, aber meistens haben sie das.

„Speak OfTheDevil“hat nicht mehr den Drang und die unangestrengte Meisterschaft der frühen Jahre. Doch „Flying“ oder der Titeltrack „Speak Of The Devil“ sind kleine Juwelen, und alles zusammen kommt geschmeidig und sehr charmant Erstaunlich gut. 3,0

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