Starsailor

Love Is Here

Das lang erwartete Debüt-Album der britischen Pop-Traditionalisten

Um ihre erste Single wurde soviel Bohei gemacht wie vor Jahren um die ersten Töne von Suede. Schon gab’s einen Nachwuchs-Preis, Konzerte in England, Titelgeschichten. Statt Ochsentour: mit 20 Jahren am ZieL Statt schleichender Propaganda: ein gewaltiger Vorschub. Noch dazu kursierten Demos von sieben himmelstürmerischen Songs, die wir jetzt Wiederhören in polierter Form. Und nach erster gelinder Enttäuschung ist zu konstatieren:

Mellon* is the new hard. Temptation is the new cooL Messen wir sie nicht an der Kaltschnäuzigkeit und Lässigkeit der Strokes.

Denn James Walsh schreibt, Fran Healy nicht unähnlich, Songs wie große Tränen. Das kann manchmal arg pathetisch werden wie in „Alcoholic“: „Don’t you know you got your daddy’s eyes/ And your daddy was an alcocolic.“ Die Jugend eben! Das funktioniert aber prächtig in den alles umarmenden Songs „Good Souls“, „Love Is Here“ und „Fever“: Juvenile Emphase und Nervosität treffen auf elementare Gutmütigkeit. Die Revolution beginnt im Bett – und bleibt dort auch gleich. Innerlichkeit hieß das früher, war jedoch ein Schimpfwort. Doch wenn Tim Buckley und Van Morrison Innerlichkeit bedeutet, möchte man immer innerlich sein. James Walsh nennt gern Tim und Jeff Buckley, und tatsächlich erinnert sein Gesang an die Titanen. Ein alter Fan ist er nicht. Er hatte noch gar nicht genug Zeit, um sich eine elaborierte Plattensammlung anzuschaffen. Die Ekstase der Buckleys kontrastiert manchmal mit einem Heulen, das an Jeffrey Lee Pierce gemahnt, den wilden Mann des wilden Gun Club in den Achtzigern. Walsh klingt so klassisch, das man seine Stimme stets in der Erinnerung sucht. Aber diese Stimme wird man nicht mehr los. So aufdringlich sie ist, so wühlt sie einen auf. Manchmal ist Walsh allerdings auch eine Nervensäge.

In „Way Tb Fall“, dem emotionalen Höhepunkt von „Love Is Here“, klingen Starsailor wie die guten alten Radiohead, mit Piano und schrammelnden Akustik-Gitarren und dem strahlenden Gesang: „Oh/ There’s a hole inside my boat/ And I need to stay afloat/ For the summer/ Long.“ Und dann die großartige Abrechnung in „Fever“, Drama, Schmerz, Triumph: „Man I must have been blind/ To carry a torch/ For most of my life/ These days I’m hanging around/ you’re out of my heart/ And out of my town.“ Die Orgel wie bei den Doors, das Schlagzeug außer sich, Walsh untröstlich.

Play fucking loud.