Funny van Dannen – Grooveman: Kalauer mit Poesie, Schluffiges – und immer ein breites Grinsen :: TRIKONT

Kalauer mit Poesie, Schluffiges – und immer ein breites Grinsen Funny van Dannen ist ein guter Mensch, und wie alle guten Menschen ist er mitfühlend, aber wie nur wenige hat er Kunstverstand und weiß also, wann etwas nicht mehr einfühlsam, sanft und zärtlich klingt, sondern nur noch albern, verkitscht und blöd, und dann lässt er es trotzdem stehen und macht einfach einen Witz hinterher.

Funny van Dannen ist ein Reinhard Mey in Schimanski-Jacke, der die Aquarell-Metaphern eingetauscht hat gegen die Zote, den Kalauer oder die sanfte Groteske, und der sich von der harten, handelsüblichen Wirklichkeit nicht trennen mag. Dennoch hat das bei ihm Poesie, soviel Poesie, wie ein paar gereimte Verse eben haben können, auf dem Schallboden einer akustischen Gitarre tänzelnd und durchaus bisweilend stolpernd, wenn sich die Realität wieder mal als zu holprig erweist. Ein fließendes Metrum ist gut, sprachliche Wahrhaftigkeit besser.

In „Nur du nicht“, dem schönsten Song der CD, zählt er auf, was alles schieflaufen kann. Zunächst nämlich besteht dieser sentimentalischsehnsüchtige Maulhänger aus einem Stenogramm trister Alltäglichkeit, einer Inventarisierung von Frust-Arten bei Normalnull: „Karsten sieht irgendwie nachdenklich aus/ Er war lange auf dem Klo/ Er macht sich seit gestern Sorgen/ Um sein Wertpapierdepot/ Jetzt schneidet er einen Apfel klein/ Für seinen Papagei/ Der kann ,1 love you‘ und ,Hallo‘ sagen / Und ‚Arschloch‘ und ,Bye bye‘. / Und Karsten fragt seine Verlobte/ Die die Fernbedienung in der Hand hält/ ist das ein verzweifelter Film/ Oder einer, der von Verzweiflung handelt…“

Dieses Langkotelettig-Schluffige, dieser anachronistische Friedensbewegungs-Folk wird immer wieder ironisch gespiegelt, leicht parodiert und somit gegenwartskompatibel beziehungsweise überhaupt erst goutierbar gemacht, aber eben nicht verraten. Man weiß schon genau, wo das herkommt, und van Dannen will auch, dass wir das wissen. Und manchmal ist es eben auch nur der Kontext oder sein breites Grinsen, die den Unterschied machen. Aber das zählt auch.

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