Kevin Devine – Make The Clocks Move

„Does the world really need another guy strumming away on an acoustic guitar?“, beginnt der Werbetext zu Kevin Devines zweitem Soloalbum, „Make The Clocks Move“, und das ist natürlich eine gute Frage. Es gibt ja viel zu viele jener singenden Jungspunds mit Emo im Hauptwerk und Pein in der Seele, die sich nach ein, zwei Platten zum Solistischen berufen fühlen und der ewig verlängerten Adoleszenz mit redundantem Melodram und beliebigen Akkordwechseln wenig erquicklichen Ausdruck verleihen. Da mag Chris Carraba mit seinen Dashboard Confessionals just unerwartet die Kurve gekriegt haben und auch der eine oder andere Soloheuler ein paar ansehnliche Lieder hinbekommen, doch der Tenor bleibt: Emo unplugged ist eine Mogelpackung, die mangelhaftes Songwriting mit peinlichem Seelenstriptease zu kaschieren versucht. Und damit auch noch davonkommt.

Immerhin weiß Kevin Devine, dessen Emo-Band übrigens Miracle Of’86 heißt, um die eigene Angreifbarkeit. „I know the kid with his guitar so drunk and anxious has been done to death/ But tell me what hasn’t I’ll try it“, singt er zwischen Defätismus und Trotz, „I realize that my shit’s about as small as it could/But that makes me feel worse for even feeling this bad in the first place.“ Immerhin steht Devine mit einigen gelungenen Songs auf der guten Seite einer schlechten Idee: Das mit fein offener Akkordik stimmungsvoll schunkelnde „Ballgame“ vermählt ausreichend geerdeten Folk-Gestus mit den offenbar unabdingbaren Selbsterfahrungsgesängen, das griffige „Wolfsmouth“ torkelt schön in Richtung Elliott Smith, und auch anderswo beweist Devine, dass dieses Jammertal einen Ausweg hat. Für den Moment muss das genügen.

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