Ron Sexsmith – Exit Strategy Of The Soul :: Bewundernswerte Vereinigung von Naivität und Introspektion

Es klingt so nach Reihenhaus und Bausparvertrag, aber Ron Sexsmith ist tatsächlich der verlässlichste und konstanteste Songwriter unserer Zeit. Für sein Handwerk wird er selbst von akribischen Arbeitern im Weinberg des Liedes wie Elvis Costello oder Steve Earle bewundert. Und der größte Songwriter des Popkönigreiches, Paul McCartney, rühmt ihn auch.

Den Unterschied zwischen den einzelnen Sexsmith-Alben machen die Produzenten aus.

Es sind vor allem zwei, denen der Kanadier seine noch ungeschliffenen Songperlen anvertraut: Mitchell Froom, dessen wattierter Sound ¿wie geschaffen scheint für seine Stücke, und Martin Terefe, der die Variation liebt, ihn über elektronische Sounds croonen, seine Stimme in slickigem Seventies-Pop baden ließ.

Froom produzierte das dunkle „Time Being“, Sexsmiths Reflexion über den kaltherzigen Wind der Zeit und die Vergänglichkeit. Geradezu logisch, dass Terefe nun der Mann fürs Aufstrebende, die Metaphysik, die „Exit Strategy Ofthe Soul“ ist. Ein Instrumentalstück namens „Spiritude“ eröffnet das Album, dann schickt Sexsmith seine Melancholie in die Unendlichkeit: „From the ashes of a broken home/ I send a message to the great unknown“ und findet im nachfolgenden Stück vielleicht nicht Gott, aber doch immerhin Burt Bacharach. Soulbläser jubilieren, ein Gospel wird angedeutet, Sexsmith beschwört Träume und Wunder, Liebe und die Kraft der Musik. Den heiligen Geist findet er auch. Im Glas, das vor ihm steht. „Brandy Alexander“ heißt der Song dazu, den er mit Leslie Feist für deren letztes Album schrieb, und den er hier noch einmal beseelt aufführt. „It goes down easy.“

Es ist jedes Mal aufs Neue ein Wunder, wie es Sexsmith gelingt, die grüblerische Introspektion des Singer/Songwriters mit der Naivität, die großer Popmusik immer eigen war, zu vereinen. Man schaut mit riesigen Kinderaugen in den Abgrund und hat keinen Zweifel daran, dass man ihn auf einem Regenbogen überwinden kann.

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