Cursing The Sea :: Das Girlie-Quintett aus Dublin benannte sich zwar nach dem Big-Star-Klassiker und frönt auch musikalisch dem Powerpop, indes nicht traditionspflegerisch und ohne jedes Bemühen um Transparenz. Die Attacken der September Girls sind Reverb-getränkt und Fuzz-verhangen, weitaus näher an den frühen Dum Dum Girls als an den hehren Namensgebern aus Memphis. Noisepop heißt der Stil nicht von ungefähr, ein subversiver Nachkomme jenes Wall of Sound, den Phil Spector einst um seine Schützlinge errichtete. Wo Letztere aber zumindest im Studio nach des Moguls Pfeife sangen, legen die September Girls Wert auf Selbstbestimmung. Nur an den Reglern sitzen gelernte Tonmänner, was kein Widerspruch ist, solange die Band das letzte Wort hat. Die Songs der Sirenen sind aggressiv und nonchalant, zuckrig und säurehaltig zugleich, und verstecken ihre Intention hinter listigen Zweideutigkeiten, so wie die oft sublimen Melodien erst ihre Mitsumm-Qualitäten offenbaren, nachdem sich das Gehör qua Gewöhnung durch den Camouflage-Lärm aus Distortion und Psych-Geräuschen gekämpft hat, um den tief im Mix verstrickten Gesangsstimmen näherzukommen. Eine kleine Anstrengung, die großzügig belohnt wird. Zuweilen klingt „Cursing The Sea“, als hätten sich die Bangles vor 30 Jahren mal eben mit The Jesus and Mary Chain zusammengetan, ohne jedes kommerzielles Kalkül. (Fortuna Pop!)