Alles heiter Sonnenschein

Soul-Chanteuse Duffy will mit ihrem zweiten Album „Endlessly“ die Diskotheken erobern.

Draußen vor dem Fenster scheint die Sonne, Aimee Ann Duffy ist in bester Stimmung. Mit offenen Armen empfängt sie ihre Gäste, wuselt geschäftig im Hotelzimmer umher und zieht voller Tatendrang die Vorhänge auf, um den warmen Herbsttag einzulassen. „Fast wie im Hyde Park“, sagt sie und zupft ihr blondes Haar zurecht. In einer Schublade hat sie zwischen einer Flasche Rotwein und einem Kondom ein buntes Steinchen entdeckt und wundert sich im Flüsterton über den Zweck dieses Artefakts. Die neugierigen Augen, mit denen Duffy ihr Gegenüber anschaut, erinnern an Audrey Hepburn als Holly Golightly in „Frühstück bei Tiffany“. Ihr Aussehen lässt bisweilen an eine ganz andere Aktrice denken.

Auf dem Cover ihres neuen Albums sehen sie aus wie eine blonde Kopie von Angelina Jolie. Zufall oder Kalkül?

Wow, das ist interessant. Let me just check this out! (rennt zum Spiegel und betrachtet sich) Ich wurde zwar schon mit Pamela Anderson verglichen, aber noch nie mit Angelina Jolie. Vielleicht liegt es daran, dass das Cover sehr lebendig und farbenfroh aussieht.

Haben Sie keine Angst davor, auf Ihr Aussehen reduziert zu werden?

Eine deprimierende Vorstellung. Ich würde verrückt werden und mir eine Kugel in den Kopf schießen, wenn ich ständig über solche Sachen nachdenken würde. Man sollte das alles nicht so ernst nehmen, sondern versuchen, es mit einer gewissen Leichtigkeit anzugehen. Das Cover ist nicht mehr als ein Foto, dass an einem sonnigen Tag wie heute in Paris gemacht wurde. Die Stimmung beim Fotoshooting war einfach großartig.

Steht der Albumtitel „Endlessly“ für die langwierigen Aufnahmen?

Es gab so viele Ideen und Songs. Die Herausforderung bestand darin, Songs auszuwählen, mit denen ich mich identifizieren kann. „Don’t Forsake Me“ war der Ausgangspunkt für dieses Album, dass sehr warm und romantisch geworden ist.

Sie haben diesmal mit Albert Hammond zusammengearbeitet. Waren Sie aufgeregt vor der ersten Begegnung mit ihm?

Als ich ihn das erste Mal sah, trug er eine schwarze Lederjacke. Da stand also dieser 66-jährige Mann, und ich fühlte mich wie ein kleines Mädchen. Ich war sofort begeistert von seiner Art, seinen musikalischen Ambitionen und seiner Liebe zu dem, was er tut. Wir haben oft auf der Couch zusammen gesessen, Albert hat Gitarre gespielt, und ich habe dazu gesungen. Auf die Art sind viele Songs entstanden.

Zum Ergebnis gehören einige Disco-Pop-Stücke. Hoffen Sie damit noch mehr junge Fans zu gewinnen?

Auf meinen Konzerten sehe ich immer ein sehr gemischtes Publikum, angefangen von kleinen Kindern bis zu 60-Jährigen. Ich habe, ehrlich gesagt, noch keine Party erlebt, wo so viele verschiedene Leute getanzt haben. (lacht) Ich möchte, dass meine Musik in der Disco und im Radio läuft. Und ich hoffe, dass die Leute sich zu Hause meine Platten in den Schrank stellen und eine gute Zeit haben, wenn sie meine Musik hören.

Haben Sie nicht das Gefühl, dass das Soul-Revival vorbei ist?

Ich glaube, die Musikindustrie hat sich stark verändert. In den 90er-Jahren waren viele Bands nur Produkte. Heute haben Künstler mehr Möglichkeiten, ihre Kreativität auszuleben und mit ihren Ideen ein breites Publikum zu erreichen. Lucian Grainge (CEO der Universal Music Group International) zum Beispiel hat Leuten wie mir, Arcade Fire, Jay-Z oder Rihanna eine Chance gegeben. All diese Künstler haben Soul-Elemente in ihrer Musik.

Die Individualität der Musiker wird also heute mehr gefördert als früher?

Auf jeden Fall. Die Killers sind das beste Beispiel dafür. Ihre Musik ist großartig. Ich habe sie in Italien mal live gesehen und war begeistert von ihrem Auftreten. Brandon Flowers ist einer der besten Frontmänner der letzten 20 Jahre.

Soul-Musik hatte in den 70er-Jahren oft auch eine gesellschaftskritische Botschaft. Warum handeln Ihre Songs ausschließlich von Liebe?

Diese Sänger haben schreckliche Zeiten erlebt. Das kann man mit meinem Leben nicht vergleichen. Ich kann nicht über Sklaverei singen. Das Härteste, was ich je durchgemacht habe, war, mit meiner Familie von Wales nach England zu ziehen.

Amy Winehouse hat musikalisch lange nichts von sich hören lassen. Sind Sie froh, weil der Konkurrenzdruck weg ist?

Nein, weil es jetzt Lady Gaga gibt. Und da draußen warten noch Millionen anderer Sängerinnen … max gösche

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