Red Hot Chili Peppers

Chad Smith im Interview: „Elton John war süß“

Vor dem Konzert in Berlin: ein Interview mit Chad Smith, dem Schlagzeuger der Red Hot Chili Peppers.

Am heutigen Dienstag (6. September) geben die Red Hot Chili Peppers im Berliner Kraftwerk ein exklusives Konzert, das auch live gestreamt wird und mittels 360-Grad-Technologie vor den heimischen Geräten zum Erlebnis werden soll.

Fünf Jahre sind seit dem letzten Album der Red Hot Chili Peppers, „I’m With You“, vergangen. Obwohl die Platte durchwegs positive Kritiken erhielt, kam sie nicht an den Erfolg aus früheren Jahren heran. Für „The Getaway“ ließen sich die Kalifornier nun auf ein Experiment ein: Zum ersten Mal seit 25 Jahren wurde das Album nicht von Rick Rubin produziert – an seine Stelle trat Brian Burton alias Danger Mouse, selbst Musiker und Songwriter. Genres wie Disco, Rock und R&B vermischen sich zu einem Gesamtkunstwerk, das dem Peppers-Funk neue Kanten verschafft.

Vor dem Konzert im Kraftwerk in Berlin sprachen wir mit Schlagzeuger Chad Smith.

Meinst Du, Techniken wie die 360-Grad-Show können Menschen davon abbringen, an ihren Smartphones zu kleben?

Das hoffe ich. Die Leute sind so von ihren Handys eingenommen, dass sie den Moment verpassen.

Manche Bands haben mittlerweile Telefonsperren verhängt.

Ich weiß, wir haben das auch diskutiert. Es gibt nichts Schlimmeres, als auf dem Schlagzeug wie verrückt zu trommeln und dabei in tausende Handys zu starren.

Was sagst Du zum derzeitigen Stand in Amerika? Fangen wir bei Hillary Clinton an …

Es ist ziemlich cool, dass Hillary Clinton als erste Frau für die Kandidatur erwählt wurde. Aber sie steckt bis zu den Ohren in der Wall-Street-Politik, und die Leute zweifeln an ihrer Glaubhaftigkeit. Ich selbst bin kein großer Hillary-Fan.

„Unter Trump könnte der Dritte Weltkrieg ausbrechen“

Und nun zu Donald Trump …

Es wäre eine absolute Katastrophe, wenn Donald Trump gewinnt. Er ist ein frauenfeindlicher, rassistischer Egomane, ein Bully und ein Lügner. Der kann Amerika nicht führen. Dem Rest der Welt würde es auch nicht helfen. Unter ihm könnte der Dritte Weltkrieg ausbrechen.

Hat er eine Chance?

Wenn er so weitermacht wie bisher und jeden Tag bescheuerten Müll von sich gibt, glaube ich es nicht. Ich hoffe auf genug antirassistische Menschen in Amerika, die seine Wahl verhindern. Er ist ein sehr gefährlicher Mann und weiß es nicht einmal. Ich meine, der Typ sieht aus wie ein verdammter Gebrauchtwagenverkäufer: „Ich kann Gebäude, Casinos und Hotels bauen, und eine Reality-Show habe ich auch!“ Es ist traurig, dass er so weit gekommen ist und dass es Menschen gibt, die ihn unterstützen. Er ist ein Panikmacher. All das haben wir schon in der Geschichte gesehen. Die Augen der Vergangenheit ruhen auf ihm und auf Amerika.

Positioniert Ihr euch als Band zur Wahl?

Wir haben Bernie Sanders unterstützt und Shows für ihn gespielt. Unter den Optionen, die wir hatten, war er definitiv der beste Kandidat. Sanders ist ein cooler Typ und thematisiert Dinge, die uns wichtig sind – wie die Umwelt oder die Mittelschicht.

Wie kommentierst Du die Schmähung von Fox News, die Red Hot Chili Peppers seien „die schlechteste Band des Universums?“

(Lautes Gelächter). Du musst nur „Fox News“ sagen. Die Aussage passt perfekt zu Fox. Immer nur her damit! Es ist zum Schreien komisch. Ich liebe den Scheiß!

Es sieht so aus, als hättet Ihr beim Dreh  zu „Dark Necessities“ wieder Spaß gehabt?

Ja, das war cool und in einem Tag abgedreht. Aber der Dreh zu unserem neuen Video „Go Robot“ war richtig lustig. Na ja, vielleicht nicht so für Anthony (Kiedis). Der musste nackt, nur mit weißer Farbe bestrichen, durch Brooklyn laufen. Aber wir sind seine Buddies und machen einen auf „Saturday Night Fever“. Es hat als Disco-Song begonnen und ist dann mit Brian (Burton) zu diesem funky Prince-Tune geworden.

Was kann man von Euren kommenden Konzerten erwarten?

Wir haben eine coole neue Lightshow. Die macht ganz wilde Sachen, verrückte Farben – ziemlich psychedelisch und „trippy“. Ich sitze an meinem Drumkit und bin nur am Schauen. Wenn man dabei LSD nähme, wäre man wie weggeblasen.

„Dreams Of A Samurai“ klingt auch ziemlich psychedelisch…

Ja, da haben wir auch alle LSD genommen und den Song dann aufgenommen.

Eine wahre Geschichte?

Ich weiß nicht, Mann, wir dulden keine Drogen, wir haben keine Ahnung von Drogen! (lacht)

Wie kam es zu der Kooperation mit Brian Burton?

Wir waren kurz davor, ein neues Album aufzunehmen. Aber drei Wochen vorher hatte sich Flea beim Snowboarden den Arm gebrochen. Brian kannten wir schon, und in den sechs Monaten, die Fleas Arm zum Heilen brauchte, haben wir uns mit ihm über unsere Songs unterhalten. Da sagte er, dass er gern mit uns arbeiten würde – aber wenn wir sein Talent wirklich einsetzten wollten, dann müssten wir mit ihm ins Studio gehen und Songs von Anfang an schreiben. „Wie? Wir haben doch schon fertige Songs!“ Zu mir sagte er: „Komm rein und spiel Schlagzeug, überleg dir einen coolen Groove! Dann kommt Flea und spielt Bass dazu und dann Josh an der Gitarre oder am Keyboard – und Anthony schreibt den Song zum Schluss.“

Wie hat das für die Red Hot Chili Peppers funktioniert?

Brian hat uns wirklich gefordert und uns dazu gebracht, das Studio als kreative Werkstatt zu benutzten. Sonst haben wir immer gejammt und sind aufeinander eingegangen. Die fertigen Songs haben wir dann aufgenommen. Aber Brian baut Songs wie Schichten auf. Das war ein komplett neuer Schaffensprozess. Wenn man sich nur auf den eigenen Part konzentriert, bemüht man sich viel mehr darum, etwas zu kreieren, das auch für sich allein gut ist. Das war eigentlich eine sehr intellektuelle Arbeit. Genau das haben wir gebraucht: einen Tritt in den Hintern und eine Herausforderung. Es klingt noch immer nach uns – und trotzdem anders.

Werdet Ihr weiterhin zusammenarbeiten?

Er hat uns vorgeschlagen, mal bei ihm vorbeizuschauen, wenn wir eine längere Tourpause haben. Normalerweise touren wir zwei Jahre durch und setzen uns erst anschließend wieder für ein neues Album zusammen. Aber er meint, wir sollten loslegen, solange wir unsere Tour-Boots anhaben.

„Na ja, Elton hat den Kaffee gemacht…“

Wie ist Elton John auf eurem Album gelandet?

Na ja, er hat Kaffee gemacht, die Bagels geholt, die Telefone beantwortet und gejammert: „Hey Jungs, ich kann Klavierspielen.“ Nein, bei „Sick Love“ hatten wir eine Melodie, die einfach nach Elton John klang, also haben wir ihn eingeladen. Er war richtig süß, als er in seinem bunten Anzug zu uns ins Studio kam, und wirkte irgendwie nervös. Aber sobald er mit seinen kleinen, dicken Fingern in die Tasten schlägt, spielt er diesen unglaublichen Honky-Tonk-Scheiß. Er hat den Song dreimal gespielt, einmal auf die Noten geschaut – und das war’s. Danach hat er sich entspannt. Ich glaube, er musste einfach nur spielen. Wir fühlen uns geehrt, dass er auf dem Album ist.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates