Das ist DAF: Kebabträume und Provokation um jeden Preis

Die erste autorisierte Biografie über das Dada-Duo DAF (Deutsch Amerikanische Freundschaft) ist selbst ein kleines Kunstwerk. Allerdings haben Robert Görl und Gabi Delgado eine recht unterschiedliche Sicht auf die Vergangenheit.

Mit atemberaubender Geschwindigkeit (drei Alben in nur 20 Monaten) filterten Gabi Delgado und Robert Görl als DAF Anfang der 80er-Jahre die widersprüchlichen musikalischen, modischen, künstlerischen Trends ihrer Zeit und verpackten sie mit selbstverliebten Posen und derbem Humor (der ihren Epigonen, wie sie gern betonen, stets abging). Den Klang von Punk fanden beide kümmerlich, doch die Attitüde gefiel ihnen. Vielleicht weil es den Musikern schlicht um Provokation ging.

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Es folgten hedonistische Dada-Slogans („Tanz den Mussolini!“), die absurdesten Songtitel der deutschen Musikgeschichte („Kebabträume“), ein irrsinniges Spiel mit verfemten Symbolen sowie eine klare Arbeitsaufteilung: Delgado flirtete mit den Leerstellen der deutschen Sprache, und Görl mischte seine monotonen Beats darunter.

Biographie „Das ist DAF“

Streitpotenzial gab es einiges, das auf Tempo und Dringlichkeit getrimmte Konzept ließ sich nur kurz durchhalten. Und so trennten sich die Wege der ungleichen Männer mehr als einmal. Selbst die Arbeit an der autorisierten Biografie hätte sich fast zerschlagen, weil die beiden Egos, wie es im Vorwort heißt, eine unterschiedliche Erinnerung an ihre gemeinsame Arbeit haben.

Mit außergewöhnlich hohem Aufwand wurden aber für den mit zahlreichen Gastkommentaren unterfütterten Band wertvolle Memorabilien, Fotos sowie visuelle und rhetorische Schreckgespenster aus der Vergangenheit zusammengetragen. Vorbilder (Donna Summer) und Förderer (Conny Plank) werden ebenso gewürdigt wie Innovationsmitstreiter (Kraftwerk) abgebügelt. DAF bildeten immer ihren eigenen Diskurs, und so ist es nur konsequent, dass auch diese Biografie über das enigmatische Duo einen Sound hat, der die Ambivalenz ihrer Musik spiegelt.

  • Schwarzkopf & Schwarzkopf, 24,99 ­Euro – in limitierter Auflage mit Autogrammen der Musiker

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