Ein Held aus Verlegenheit

Mark Kozelek schafft nach den Red House Painters mit Sun Kil Moon wie selbstverständlich gewohnt große Songs. Doch ihn reizt das Experiment

Egal, ob als Kopf der wundersamen Slowcore-Wegbereiter Red House Painters, als AC/DC-covernder Solokünstler oder nun als treibende Kraft von Sun Kil Moon: Mark Kozelek hat in seinen Songs stets die traurigen Seiten des Lebens beleuchtet, vielleicht auch deshalb, weil er von sich selbst sagt, dass seine besten Songs in unbequemen Situationen entstehen. Trotzdem sieht er sich selbst als Glückspilz: ,,Meine ganze Karriere – wenn man es denn so nennen will – ist auf Zufälle aufgebaut. Die Dinge haben sich für mich einfach ergeben, ohne dass ich jemals den ersten Schritt machen musste.“ Trotz dieser laisse?-faire-Haltung ist sein neues Werk „Ghost Of The Great Highway“ mehr als nur sein nächstes Album. „Ich habe einen Punkt erreicht, an dem ich experimentieren möchte“, sagt der Mann aus San Francisco mit Nachdruck. „Ich würde zum Beispiel gerne einmal als Support-Act einer größeren Band auf Tournee gehen, ähnlich wie es Low im Vorprogramm von Radiohead gemacht haben. Ich suche eine Herausforderung.“

So wie damals, vor mehr als zehn Jahren, mit den ersten Alben der Red House Painters auf dem Kultkabel 4AD.

„Was wir gemacht haben, war zu der Zeit das Äquivalent zu Punkrock. Wir konnten kaum ein Publikum finden, das uns zuhören oder sich mit uns beschäftigen wollte. Es gab kaum Vergleichbares. Wir waren nie auf der sicheren Seite. Das macht mich heute noch stolz.“ Zumal Kozelek sich schon damals nicht verbiegen musste und dafür sogar noch fürstlich entlohnt wurde. „Zu der Zeit verdiente ich ungefähr 300 Mäuse die Woche, und was passierte? Gleich nach Vertragsabschluss überwies mir 4AD 20 000 Dollar auf mein Konto. Da wurde mir schlagartig klar, dass dort etwas ganz Besonderes vor sich ging, das alles überstieg, was die Leute, mit denen ich hier in San Francisco zu tun hatte, je erlebt hatten.“

Dadurch, dass die Musik zu seinem Beruf wurde, konnte Kozelek gelassener an seine Songs herangehen – wenngleich er auch heute das Songwriting nicht als Job im eigentlichen Sinne ansieht „Es gibt Leute, für die ihre Band ihr Ein und Alles ist Ich gehöre nicht dazu. Wenn ich mal sechs Monate keinen Song schreibe nichts könnte mir gleichgültiger sein. Wenn mich nun jemand auf der Straße anspricht, um mir zu sagen, wie viel ihm meine Musik bedeutet, bin ich immer völlig überrascht, denn ich strenge mich nicht übermäßig an, ein guter Songwriter zu sein.“ Doch Kozelek genießt den Kontakt zu seinen Fans. „Oft weiß ich zwar nicht, was ich sagen soll, aber solche Situationen geben mir das Gefühl, dass ich in meinem Leben etwas Außergewöhnliches geschafft habe und, obwohl ich nur mache, was ich will, trotzdem so vielen Menschen sehr wichtig bin.“

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