ESC 2016: Ukrainische Sängerin Jamala sorgt mit brisantem Lied für Ärger

Die ukrainischen Sängerin Jamala besingt in ihrem Lied „1944“ das Schicksal der Krimtataren, die von der Sowjetunion vertrieben wurden. Russische Politiker sind darüber empört. Die Regularien des ESC verbieten eigentlich jedes politische Statement in dem Wettbewerb.

Der Eurovision Song Contest 2016 in Stockholm verspricht zu einer der spannendsten Wettbewerbe der letzten Jahre zu werden. Nicht nur ist das Teilnehmerfeld so ausgeglichen wie selten, zum ersten Mal singt mit Justin Timberlake auch ein Musiker, der sich nicht der Jury und dem Publikum stellen muss.

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Für Aufregung könnte schon am Donnerstag (12. Mai) beim zweiten Halbfinale die ukrainische Sängerin Jamala mit ihrem Song „1944“ sorgen. Darin geht es offen um das Schicksal der Krimtataren. Im Jahr 1944 wurden mehr als 200.000 Krimtataren auf Befehl des sowjetischen Diktators Josef Stalin nach Zentralasien deportiert. Dabei kam fast die Hälfte von ihnen ums Leben. Inzwischen leben noch ca. 150.000 Krimtataren in Zentralasien, etwa 280.000 auf der Krim.

Eigentlich sehen die Regularien des ESC keine politischen Kommentare vor, doch Jamala alias Susana Jamaladinova – die sich für das Lied von einer Geschichte ihrer Großmutter inspirieren ließ – verurteilt in ihrem Stück offen die Annexion der Krim durch die Russen. So heißt es darin u.a. „Ich konnte meine Jugend dort nicht verbringen/Weil ihr mir mein Land weggenommen habt.“

Proteste aus Russland

Deshalb gab es im Vorfeld des ESC auch bereits lautstarke Proteste aus Russland. Der Politiker Vadim Dengin warf der Ukrainerin vor, mit dem Lied sein Land beleidigen zu wollen. Der Duma-Abgeordnete Robert Schlegel sagte zudem, Jamala solle besser „über Korruption oder politische Unterdrückung in Kiew“ singen. Einen Kommentar aus dem Kreml gab es indes nicht.

Jamala lehnt eine derartige politische Deutung ihres Songs ab. Das Lied würde lediglich an ihre Zeit in Kirgisistan erinnern, wo die Sängerin geboren wurde.

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