Gil Ofarim: Heute muss er sich zur Anklage wegen Verleumdung äußern

Hoteldirektion spricht über immense Kosten – und prüft Zivilverfahren gegen den Sänger

Der lange Nachhall eines kurzen Handy-Videos: Mit mehr als 100.000 Euro beziffert der Direktor des Westin-Hotels in Leipzig die direkten Kosten, die bislang nach dem Antisemitismus-Vorwurf von Gil Ofarim gegen einen Mitarbeiter an der Rezeption angefallen sind. Für Anwälte, Krisen-PR, und die besondere Betreuung des Personals. Diese Summe nannte Andreas Hachmeister in einem Interview mit dem MDR Sachsen. „Wir sind gerade dabei zu eruieren, wie hoch der Imageschaden ist, den wir erlitten haben“, sagte er weiterhin.

Nach der Verbreitung des Instagram-Clips am 4. Oktober 2021 brach ein „Orkan“ der Entrüstung (so Hachmeister) über das Hotel-Team herein. Innerhalb von „drei, vier Stunden“ hätte es Hassanrufe und Hassmails aus der ganzen Welt gegeben; dazu ungezählte Medien-Anfragen. Für drei, vier Wochen wäre der normale Hotelbetrieb davon beeinflusst gewesen. „Jeder erwartet sofort eine Antwort in dieser doch sehr schwierigen Situation, wo die Fakten überhaupt nicht klar waren. Dann war da ein innerlicher Zeitdruck, dem wir kaum gerecht werden konnten.“

Ob es vor dem Hintergrund der finanziellen Aufwendungen weiterhin zu einer Zivilklage des Westin-Hotels gegen Gil Ofarim kommt, sei noch nicht entschieden. Vorher muss das Landgericht Leipzig noch entscheiden, ob die von Seiten der örtlichen Staatsanwaltschaft Ende März eingeleitete Verleumdungsanklage gegen Ofarim zugelassen wird. Der Sänger und seine Anwälte haben bis heute Zeit, sich dazu zu äußern.

Hoteldirektor Hachmeister und seiner Crew wäre nach eigenen Aussagen ein „Stein von Herzen“ gefallen, nachdem die Staatsanwaltschaft die Ermittlungen gegen den Mitarbeiter eingestellt hätte – und damit an die Öffentlichkeit gegangen war. Wann genau das Leipziger Gericht über eine Verfahrenseröffnung in Sachen falscher Verdächtigung sowie Verleumdung entscheiden wird, ist noch nicht bekannt.

Bleibt vorerst nur die naseweise Erkenntnis, dass Verbreitung über Social Media höchst selten ein probater Weg ist, um Konflikte aller Art zu klären.

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