5320 Euro, um Gil Ofarim als Davidstern-Lügner zu entlarven

Der jüdische Musiker gestand vor Gericht, einen antisemitischen Vorfall nur erfunden zu haben.

Das Leipziger Hotel Westin wurde im Oktober 2021 Schauplatz für einen Moment, der nun für immer mit Gil Ofarim verbunden bleiben wird. Der Musiker hatte in einem viral gegangenen Instagram-Video erklärt, ein Hotelmanager habe ihn mit den Worten „Packen Sie Ihren Stern ein!“ diskriminiert. Er wollte damit eine antisemitische Attacke und daraus resultierend eine Benachteiligung geltend machen. Gebracht hat es ihm ein Verfahren wegen Verleumdung.

Doch wie der 41-Jährige selbst im November 2023 am sechsten Verhandlungstag im Prozess im Landgericht Leipzig gestand, trug er an diesem Abend gar keinen Davidstern als Kette. Alles sei nur erfunden gewesen. Die Videoauswertung hatte dies ergeben. Im Strafprozess gegen Ofarim spielte ein 150-seitiges Gutachten eine Rolle, das laut „Focus“ der Digital-Forensiker Dirk Labudde erstellt hatte.

Der wertete sorgfältig die verschiedenen Kameraaufnahmen im und vor dem Hotel aus. Wie „Focus“ nun nach eigenen Recherchen belegt, habe das Gutachten 5320 Euro gekostet. Die Summe beziehe sich laut der Onlineseite des Nachrichtenmagazins „auf die Analyse der Videosequenzen vom 10. November 2021 sowie die Nachstellung der entscheidenden Situationen am 6. Dezember 2021 im Westin-Hotel“.

Labudde bestätigte dem „Focus“, dass die zuständige Fakultät für Angewandte Computer- und Biowissenschaften an der Hochschule Mittweida die entsprechenden Rechnungen den sächsischen Ermittlungsbehörden bereits im Februar 2022 weitergeleitet habe und dass die Forderungen bereits beglichen seien.

Sogar die Aufstellung der Kosten liefert das Nachrichtenportal mit. Demnach überwies die Leipziger Polizeidirektion dem Sachverständigen 2570,40 Euro, wohingegen die Leipziger Staatsanwaltschaft für das Gutachten 2748,90 Euro zahlte.

Gil Ofarim muss 10.000 Euro zahlen

Geldfragen spielen im Fall Ofarim inzwischen die entscheidende Rolle nach dem Abschluss des Verfahrens: Derzeit laufen beim Gericht Anträge für Auslagen von Zeugen ein. Von Rechtsanwälten und Gutachtern seien bisher aber noch keine Auslageforderungen eingegangen, so ein Gerichtssprecher gegenüber „Focus“.

Nach seinem Geständnis hatte das Leipziger Landgericht das Verfahren gegen Gil Ofarim am 28. November 2023 vorläufig eingestellt, mit der Auflage, dass der Sänger insgesamt 10.000 Euro zugunsten der Jüdischen Gemeinde Leipzig und dem Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zu zahlen habe. Diese Zahlung würde dann das Ende des Prozesses begründen. Allerdings habe Ofarim dies noch nicht gemacht, wie es von Seiten des Gerichts heißt. Bei Nichtzahlung, so heißt es, würde weiterverhandelt.

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