Green Day: Marihuana und herbe Kritik von Johnny Rotten – das müssen Sie über die Band wissen

Green Day haben ein neues Album und eine Tour angekündigt. ROLLING STONE nennt die wichtigsten Infos zur Band auf einen Blick.

Mit der Ankündigung des kommenden Albums „Father Of All“ haben Green Day ihre Fans in Bewegung gesetzt. Auch die dazugehörige Tour dürfte rasch ausverkauft sein. Kein Wunder bei der Beliebtheit, der sich Green Day auf der ganzen Welt erfreuen. Mehr als 85 Millionen verkaufte Alben, fünf gewonnene Grammys und ein Platz in der Rock and Roll Hall of Fame sprechen dabei für sich. Nachdem das Trio 1994 mit „Dookie“ seinen großen Durchbruch erlebt und dem Punk in den USA an der Seite von Bands wie Bad Religion, Rancid, The Offspring und Sublime wieder größere Aufmerksam beschert hatte, sind Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Tré Cool längt zu einem riesigen Stadion-Act mutiert. „Father Of All“ ist das mittlerweile 13. Studio-Album der Band, die seit zwei Jahrzehnten aktiv ist.

Was Sie daher über Green Day wissen müssen:

Wurzeln in der kalifornischen Punk-Szene

Alles begann 1986 mit der Gründung der Band Sweet Children durch Billie Joe Armstrong und Mike Dirnt. Beide waren zu diesem Zeitpunkt gerade einmal 14 Jahre alt. Zuvor lernten sie sich in der Cafeteria der Carquinez Middle School im kalifornischen Crockett kennen. Schnell spielten sie ihre ersten Shows und etablierten sich im Dunstkreis der 924 Gilman Street, einem damals einflussreichen DIY-Punk-Club in der San Francisco Bay Area. Neben ihren Auftritten engagierten sich Armstrong und Dirnt freiwillig als Sicherheitsmänner in der Gemeinschaft aus Punk-Liebhabern und Außenseitern.

Gegründet wurde der Club als Rückzugsort. Ein Akt aus Solidarität, Gemeinschaftsgefühl und Wille bot Bands und Zuhörern einen Ort abseits der üblichen Strukturen der Musikindustrie. Jugendliche jeden Alters waren willkommen, solange sie sich an die Regeln hielten: Keine Drogen, keine Gewalt, kein Sexismus, kein Rassismus. Green Day blühten in diesem Umfeld auf.

Tré Cool

Eine Hommage an Marihuana

Wirklich konsequent waren die jungen Billie Joe Armstrong, Mike Dirnt und Al Sobrante, damals noch Schlagzeuger der Band, außerhalb des Clubs nichts. Der Name Green Day entstand aus ihrer Liebe zum Kiffen und ersetzte den alten Namen Sweet Children. Ein Green Day war üblicher Slang für Tage voller Langeweile, die man stoned in irgendeinem Park verbrachte.

Green Day ist ein Magnet für Spitznamen

Mike Dirnt heißt bürgerlich eigentlich Michael Ryan Pritchard. Der Name Dirnt kommt daher, dass er als Jugendlicher pausenlos Luft-Bass spielte und dabei mit einem energischen „dirnt, dirnt, dirnt“ das Schnarren der Saiten nachahmte. Seine Freunde tauften ihn kurzerhand um und er machte die Spitznamen zum Künstlernamen. Auch Tré Cool ist ein Spitzname. Der Schlagzeuger von Green Day wurde als Frank Edwin Wright III geboren. Sein Vorgänger, Al Sobrante, heißt bürgerlich John Kiffmeyer.

Ist das noch Punk-Rock?

Mit dem Erfolg von Green Day kamen umgehend die Kritiker, allen voran diejenigen aus der 924 Gilman Street. Die Band habe die Prinzipien der Szene verraten und seien keine echten Punks mehr. Johnny Rotten, Sänger der Sex Pistols, kommentierte die Kalifornier mit markanten Worten: „Da wehren wir uns also gegen all das, und es kotzt mich an, dass Jahre später ein Scheißhaufen wie Green Day einsteigt und das alles klaut und es sich einverleibt. Sie haben sich ihre Flügel dafür nicht verdient und wenn sie echte Punks wären, würden sie nicht so aussehen wie sie es tun.“

Johnny Rotten in der Mitte mit den Sex Pistols

Billie Joe Armstrong erwiderte die Kritik: „Manchmal denke ich, dass wir völlig redundant geworden sind, weil wir jetzt diese große Band sind; wir haben viel Geld verdient – wir sind kein Punk-Rock mehr. Aber dann denke ich darüber nach und sage einfach: Du kannst uns aus einer Punk-Rock-Umgebung herausholen, aber nicht den Punk aus uns.“

„Good Riddance“ ist ein etabliertes Missverständnis

Als mehrjähriger Spitzenreiter der Liste der besten Abschlussball-Songs in den USA war die akustische Ballade von Green Day ursprünglich alles andere als eine romantische Angelegenheit. Der grübelnde Frontmann Billie Joe Armstrong schrieb das Lied über eine Ex-Freundin, die nach Ecuador zog, und betitelte den Song „Good Riddance“ (zu Deutsch: Auf nimmer Wiedersehen) in seiner Frustration über die Trennung.

Nicht, dass die Fehlinterpretation der Ballade als langsame Tanznummer bei Abschlussbällen an Schulen Armstrong missfallen würde. Dem Fernsehsender VH1 berichtete er in der Serie „Behind The Music“: „Ich genieße es irgendwie, dass ich die meiste Zeit missverstanden werde. Das ist in Ordnung.“

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Green Day begaben sich in Therapie

Nach dem Album-Zyklus zu „Warning“ hatte Green Day mit sich selbst zu kämpfen. Man misstraute sich gegenseitig. Armstrong, der Hauptsongwriter der Band, entwickelte eine Schreibblockade aus Angst vor der Zurückweisung seines Materials von Mike Dirnt und Tré Cool. Andersrum fühlten sich Dirnt und Cool nicht als vollwertige Bandmitglieder wertgeschätzt. Gemeinsam begaben sie sich in eine Therapie, um die internen Spannung aufzuarbeiten. Ein Film wie „Some Kind of Monster“ von Metallica zeigt eindrücklich, wie ernst eine solche Situation für eine riesige Rock-Band sein kann. In beiden Fällen ging die Sache glimpflich aus. Man sprach sich aus, näherte sich wieder an und begann mit der Arbeit an neuem Material.

Billie Joe Armstrong ist bi-sexuell

Gegenüber dem amerikanischen Magazin The Advocate äußerte sich Billie Joe Armstrong 1995 zu seiner Sexualität: „Ich glaube, ich war schon immer bisexuell. Ich meine, es ist etwas, woran ich schon immer interessiert war. Ich denke, dass Menschen bisexuell geboren werden, und es ist nur so, dass unsere Eltern und die Gesellschaft uns irgendwie zu diesem Gefühl von ‚Oh, ich kann nicht‘ verleiten. […] Es ist in unseren Köpfen verwurzelt, dass es schlecht ist, obwohl es überhaupt nicht schlecht ist. Es ist eine sehr schöne Sache.“

15 Jahre später sprach er mit dem LGBTQ-Magazin Out erneut über das Thema: „Es gab viele Leute, die es nicht akzeptierten, die homophob waren. […] Irgendwann muss man denken, dass das etwas sein sollte, das man einfach akzeptiert.“ Armstrong fügte hinzu: „Ich klassifiziere mich nicht wirklich als irgendetwas.“  Auch in Interviews mit ROLLING STONE ging er offen damit um. „Dookie“ sei ein Album, das Bi-Sexualität thematisch deutlich berühre, insbesondere im Song „Coming Clean“: „Es war ein Lied darüber, mich selbst in Frage zu stellen. Es gibt diese Gefühle, die du vielleicht über das eigene Geschlecht, […] besonders wenn man in Berkeley und San Francisco ist. Die Leute zeigen, was sie fühlen. […] Und das eröffnet etwas in der Gesellschaft, das akzeptabler wird. Jetzt haben wir eine gleichgeschlechtliche Ehe, die anerkannt wird…ich denke, es ist ein Prozess der Entdeckung. Ich war bereit, alles zu versuchen.“

Billie Joe Armstrong

Einflüsse

Billie Joe Armstrong ist das musikalische Mastermind bei Green Day, der seine Kollegen in der Arbeit an der Musik immer mit einbezieht. Zu Armstrongs Haupteinflüssen gehören Hüsker Dü und The Replacements, die laut eigener Aussage vor allem in den Akkordfolgen von Green Day  wiederzufinden sind. Green Day coverten the Hüsker-Dü-Song „Don’t Want to Know If You Are Lonely“ und der Charakter Mr. Whirly in ihrem eigenen Lied „Misery“ ist eine Referenz an den gleichnamigen The-Replacements-Song. Weitere wichtige Einflüsse sind The Who, The Kinks und Cheap Trick.

Florian Stangl
RB Redferns
Florian Stangl
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