„Human Highway“ von Neil Young

Der holzgeschnitzte Indianer wacht in der Autowerkstatt nebst angeschlossenem Diner; in der Küche brutzelt und pöbelt Dennis Hopper, ein Papier-Käppi auf dem Kopf; und Neil Young ist der Laufbursche und Dorfdepp Lionel: Glotzt ergötzlich blöd durch seine Brille, bedient die Zapfsäule und träumt vom Dasein als Rock-Star. Amerika, irgendwann in der Zukunft, im Schatten des Kernkraftwerks, zwischen Thornton Wilders „Unsere kleine Stadt“ und „The Day After“: „Human Highway“, ein Film von Neil Young, dirigiert von Bernard Shakey und dem Schauspieler Dean Stockwell, mit Musik von Young und Devo – gedreht 1980, damals ein kapitaler Mißerfolg, heute natürlich „Kult“ und als Video zu kaufen. Kein Filmkunstwerk, sondern ein Gewirr aus Sitcom-Klamauk, erratischem Amateur-Material und surrealistischem Experimentalfilm: Die Bilder sind grell und verstrahlt, unscharf und verfremdet; es gibt keine Geschichte und keinen Rhythmus, und selbst in der Logik des Traums fügen sich die Zeichen nicht zu einem Konzept Und doch ist „Human Highway“ nicht nur ein schlechter Scherz und köstlicher Slapstick: Er ist auch ein Dokument an der Schnittstelle zwischen dem Ende der Hippie-Ideologie und dem Beginn der Postmoderne, zwischen ,JRust Nerer Sleeps“ und “ Trans“. In der schönsten Passage demontieren der Altere und die Jungen gemeinsam „My My Hey Hey“ in einer irr verzerrten Elektronik-Version. Da ist der Trottel Lionel zum Rock-Star Neil Young geworden. Ein Porträt des Künstlers als zweifelnder Mann: Ich ist ein anderer. AW

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