Ist „Stand By Me“ die beste Stephen-King-Verfilmung?

Zehn Jahre nach „Carrie“: der erste dem Kinopublikum erbrachte Beleg, dass King mehr konnte, als nur Monster zu erschaffen.

Wenn man sich heute „Stand By Me“, Rob Reiners 1986 gedrehte Adaption von Stephen Kings Novelle „Die Leiche“, noch einmal ansieht, dann ist sie nicht vor allem deshalb gruselig, weil sich darin Kinder auf die Suche nach einem vermissten, wohl toten Jungen in den Wäldern von Maine begeben, um dabei – etwas plakativ erdacht – eine Coming-of-Age-Erfahrung wie in den Erzählungen John Steinbecks zu machen.

Viel schauriger ist der Blick auf die spätere Entwicklung der beteiligten Schauspieler im echten Leben. Denn Corey Feldman sollte privat genauso abstürzen wie seine nervöse Figur Teddy. Wil Wheaton wurde ein schüchterner (Hollywood-)Außenseiter, später Schriftsteller wie seine Hauptfigur Gordie. Kiefer Sutherland landete wegen Trunkenheit und Randale im Knast wie der tyrannische Ace. Und River Phoenix’ trauriger, vor seiner Zeit gealterter Rebell Chris? Ja, Chris starb jung. Wie Phoenix selbst.

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Rob Reiner konnte ab den späten 70er-Jahren drehen, was er wollte, ihm gelangen sieben Klassiker in Folge, wie sonst nur Richard Donner, in sieben Genres: „This Is Spinal Tap“, „Der Volltreffer“, „Die Braut des Prinzen“, „Harry und Sally“, „Misery“ (zwar auch Stephen King, aber eben echter Horror), „Eine Frage der Ehre“, und dazwischen „Stand By Me“, das Anti-Bratpack-Statement. Dazu revitalisierte der Film die Karriere des 48-jährigen Ben E. King, von dessen Soulklassiker „Stand By Me“ er seinen Titel entliehen hat.

Ganze unglaubliche zehn Jahre nach Brian De Palmas „Carrie“ war dies der erste dem Kinopublikum erbrachte Beleg, dass Stephen King mehr konnte, als nur Monster zu erschaffen. Und manchmal konnte er auch lustig sein. Das legendäre Kuchen-Wettessen, das in gemeinschaftlichem Kotzen-im-Strahl-Exzess endet, ist ein willkommener Co- mic Relief, von Regisseur Reiner mit Blaubeerfontänen aus weit aufgerissenen Mündern souverän inszeniert. Er verleitet uns zur willentlichen Aussetzung unserer Ungläubigkeit.

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