Jonathan Glazer: Heftiger Gegenwind für seine Oscar-Ansprache

Über 500 jüdische Film-VIPs wenden sich gegen die Aussage des Regisseurs von „Zone Of Interest“

Die Verleihung der diesjährigen Oscars am 10. März 2024 sind mit einer für das weltweite TV-Publikum kaum merklichen Verspätung gestartet. Immerhin sechs Minuten nach der akribisch geplanten Anfangszeit.

Der Grund:

Einige hundert Demonstranten der Initiativen „Film Workers for Palestine“ und „Members for Ceasefire“ blockierten die Straßen in Hollywood. Ihre Forderung: „Keine Preise in Zeiten des Völkermords!“ Draußen also tobten Straßenproteste. Drinnen hielt ein sichtlich angespannter Jonathan Glazer bei der Preisverleihung für den „Besten Internationalen Spielfilm“ für das Holocaust-Drama „The Zone of Interest“ seine Dankesrede.

Diese führt auch eineinhalb Wochen danach zu heftigen Pro- und Contra-Reaktionen.

Der britische Regisseur fragte sein VIP-Publikum bei den Oscars, wie wir uns gegen die „Entmenschlichung“ im anhaltenden Hamas-vs-Israel-Krieg wehren können. Er setzte dabei nach Auffassung vieler Rezipienten den (im Film thematisierten) Holocaust mit den Attacken Israels gegen die palästinensische Bevölkerung gleich.

Nun wird ein Offener Brief bekannt, in dem mehr als 500 jüdische Showbusiness-Profis diese Rede des jüdischen Filmemachers anprangern. Dort heißt es:

„Wir wehren uns dagegen, dass unser Jüdischsein missbraucht wird, um eine moralische Gleichsetzung vorzunehmen zwischen einem Naziregime, das eine Rasse von Menschen ausrotten wollte, und einer israelischen Nation, die ihre eigene Ausrottung abwenden will.“

Viele Fachmagazine haben die lange Liste mit den bisherigen Unterzeichnern und Unterzeichnerinnen gänzlich veröffentlicht. Darunter sind Prominente vor und hinter der Kamera wie Eli Roth und Amy Sherman-Palladino, Amy Pascal, Debra Messing, Gail Berman, Hawk Koch, Jennifer Jason Leigh, Gary Barber, Lawrence Bender, Tovah Feldshuh sowie Rod Lurie.

Glazer hat bisher keine Stellung zu diesem massiven Gegen-Statement bezogen. Auch niemand aus dem Cast von „The Zone of Interest“ hat sich bisher dazu geäußert.

Ein Sprecher von Mitproduzent Len Blavatnik sagte gegenüber dem Fachmagazine „Variety“ lediglich, dass er sehr stolz auf die Auszeichnung sei. Seine „langjährige Unterstützung für Israel ist unerschütterlich.“

Der in Großbritannien produzierte deutschsprachige Film „The Zone of Interest“ basiert auf dem Roman von Martin Amis aus dem Jahr 2014. Dieser spielt während des Holocausts vor den Mauern von Auschwitz. In den Hauptrollen spielen Christian Friedel und Sandra Hüller den Auschwitz-Kommandanten Rudolf Höss bzw. seine Frau Hedwig, die sich in einem Haus mit Garten, das nur durch eine Mauer vom Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis getrennt ist, ein Familien-Traumleben aufbauen wollen. Was sich auf der anderen Seite abspielt, wird nur selten angedeutet, ist aber zu hören: Hundegebell, schreiende Menschen, Schüsse, Züge.

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