Kleine Kannibalen: Fleisch fürs Image: die fröhliche Schlachtparty im neuen Video der Ulmer Rockband DIE HAPPY

Ja, natürlich hat sie sich geschnitten, aber nicht schlimm, ein bisschen in den Finger. Irgendwas musste schon schiefgehen beim Schauspiel-Debüt von Die Happy-Sängerin Marta Jandova, die von der Dynamik des Drehs so erfasst wurde, dass sie am nächsten Tag tatsächlich diesen Starlet-Satz aussprach: „Ich glaube, ich habe Selbstvertrauen als Schauspielerin gewonnen.“

Vorjahren, in den ersten zwei Clips, hatte Marta bloß singen müssen, was nicht so schwer war. „Goodbye“, die Single des neuen Die Happy-Albums „Beautiful Morning“, erzählt dagegen eine filmisch gut umsetzbare Trennungs-Vorwürfe-Geschichte, aus der Regisseur Sven Bollinger (bekannt für die Arbeit mit Fettes Brot) einen milden SplatterClip gemacht hat. Marta fasst zusammen: „Ich bereite meinen Ex-Freund zum Essen zu, und die Jungs von der Band wissen das nicht“, aber die bekommen am Ende das Fleischfondue serviert. Vor dem Küchenfenster ein Szenario wie in David Lynchs „Blue Velvet“: seilspringende Kinder („Sie hüpfen auf einem Trampolin, aber das sieht man nicht!“), eine winkende Frau. Die Hand, die eben im Fleischhäcksler tanzt, winkt zurück.

Das viele Fleisch hat so gestunken im Hamburger Studio, dass die Maskenbildnerin zum Kotzen um die Ecke musste. Vergleichsweise billige Requisiten, meint Gitarrist Thorsten: „Wir haben zukunftsorientiert gedacht und nicht gleich unser ganzes Video-Budget rausgehauen. Zu gefährlich. Es werden ja so viele Videos abgelehnt!“ Gleichzeitig geht allerdings ein Ruck durch die Kanäle, hat Bassist Ralph beobachtet: „Gitarrenbands werden überall gefeaturet, das ist ’ne geile Entwicklung. Es läuft wahnsinnig viel Rock, aus Amerika auch, Staind und Creed.“ So durchgängig wie früher ballern Die Happy auf der neuen Platte allerdings nicht mehr. Manche Privatradios spielen derzeit sogar die neue Akustik-Version des alten „Supersonic Speed“.

Das Original war bei „Viva 2“ sogar in Hot Rotation gegangen, „das war unser Sender, die haben uns supportet“, sagt Thorsten, „das macht uns schon traurig, dass es die nicht mehr gibt. Aber ‚Viva plus‘ ist auch ein gutes Konzept, das muss sich halt noch etwas setzen.“

MTV hat „Goodbye“ dann in Powerplay genommen, „Viva“ zuerst auf die Nachtschiene. Bevor der Clip dort (wie geplant) in die Tages-Rotation gelangen konnte, lag dem Sender ein Beschwerdebrief der Landesrundfunkanstalt vor: Jugendschutz versus gespielter Kannibalismus. RTL 2 nahm daraufhin nicht einmal einen Werbespot mit Clip-Szenen an, was Oliver Opitz, Head of Press bei der Münchener BMG, nicht schlecht bewertet: „Fürs Image ist sowas eher gut, denken Sie an ‚Rock DJ‘ von Robbie Williams. Wir haben viel Lob bekommen für das Video.“ Weniger Airplay, mehr verkaufte Platten.

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