Kulturelle Aneignung: Zürcher Bar sagt Auftritt von Wiener Musiker wegen Rastalocken ab

Wegen „Unwohlsein von unseren Mitmenschen“: Wiener Musiker Mario Parizek darf nicht in der Züricher Bar „Gleis“ auftreten, weil er Rastalocken trägt.

Kulturelle Aneignung ist nach wie vor ein umstrittenes, gesellschaftliches Thema. Das beweist auch ein jüngster Vorfall in der Schweiz: Der Wiener Musiker Mario Parizek durfte nicht in der Züricher Bar „Gleis“ auftreten, weil er als weißer Mann Rastalocken trägt.

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Die Show war bereits mehrere Monate im Voraus geplant. Kurz vor dem großen Moment kam dann die enttäuschende Nachricht: Aufgrund des „Unwohlseins von unseren Mitmenschen“ müsse das Konzert abgesagt werden. Der gebürtige Tiroler würde sich mit seiner Frisur einer fremden Kultur aneignen.

Kultureller Diebstahl oder Bewunderung?

Parizek sagte, dass er sich die Rastalocken machen ließ, um die festgefahrenen Barrieren der Gesellschaft zu brechen. „Ich habe mir damals als 13-Jähriger meine Dreads machen lassen, weil ich in einem ziemlich rechten Dorf aufgewachsen bin und mir damals gedacht habe, diesen rechten Leuten will ich zeigen, dass es auch andere Leute gibt“, erklärte er.

Estella Weiss-Krejci, Dozentin am Institut für Kultur- und Sozialanthropologie der Universität Wien, findet die Reaktion der Veranstalter übertrieben. „Ja, es ist wichtig, kulturell sensibel zu sein, aber gerade diese Sensibilität kommt zusehends abhanden. Die um sich greifende ,Absagekultur‘ erfüllt mich mit wachsendem Unbehagen. Wen wird es als Nächsten treffen? Keiner ist mehr sicher. Die kulturpolizeiliche Einmischung vonseiten der Veranstalter empfinde ich als überzogen“, sagte sie.

„Ich habe keine Worte dafür“

Auf Instagram nahm der Musiker Stellung zu dem Geschehen. Nachdem er in einem Post verkündete, dass sein Konzert „kurzfristig gecancelt“ wurde, weil er „weiß“ sei und „Rastas“ trage, äußerte er sein Entsetzen über das für ihn unangemessene Verhalten der Veranstalter in einem Video. Er sagte: „Herzlichen Glückwunsch ans Gleis für diese mehr oder weniger faschistische Einstellung. (…) Ich habe keine Worte dafür, ganz ehrlich“. Außerdem blendete er in dem Beitrag noch den Text „Weiß + Dreads Wir müssen draußen bleiben“ ein – und unterstützte die Aussage ironischerweise mit einem Hund-Emoji.

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Auch Adele bediente sich afrikanischen Traditionen

Zuvor wurde auch der britischen Sängerin Adele kulturelle Aneignung vorgeworfen. Der Grund: Im Rahmen des Notting Hill Karnevals, der Briten mit afrikanischen und karibischen Wurzeln feiert, veröffentlichte Adele auf Instagram ein Foto, auf dem sie in einem Bikini mit jamaikanischem Print sowie Bantu-Knoten zu sehen ist – eine traditionelle Frisur, die in bis zu 600 ethnischen, südafrikanischen Gruppen vertreten ist. Ihre Fans waren nicht gerade begeistert: Adele würde mit ihrem Look die karibische Kultur beleidigen.

+++ Dieser Artikel erschien zuerst auf musikexpress.de +++

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