Massive Attacks „Saturday Come Slow“: der Clip und die Story dahinter
Massive Attack gehen auch bei ihrem neusten Video wieder ungewöhnliche Wege. In einem schalltoten Raum berichtet ein ehemaliger Guantanamo-Häftling von den Versuchen der amerikanischen Streitkräfte, Insassen durch Musik mürbe zu machen.
Das neue Video von Massive Attack kann man nur als bedrückend beschreiben. Die beiden Regisseure Adam Broomberg und Oliver Chanarin sind für die Ausarbeitung verantwortlich. Ein ehemals in Guantanomo Internierter britisch-pakistanischer Herkunft (Ruhal Ahmed, Foto), liest mit gesenktem Haupt und introvertierter Zurückhaltung einige Zeilen aus Massive Attacks „Saturday Come Slow“: „Saturday come slow/ Do you love me/ Do you love me“. Eine Stimme aus dem Off erklärt die Besonderheiten des menschlichen Gehörs, weißt auf die Gefahren von zu lauter Beschallung, bis hin zum Gehörverlust, hin.
Aufgezeichnet wurde das Gespräch in einem „schalltoten Raum“. Bei einem schalltoten, richtiger ist, reflexionsarmen Raum, handelt es sich um einen abgeschlossenen Raum, der durch akustische Baumaßnahmen so verändert wurde, dass er nahezu keinen Schall reflektiert. Dadurch hallen Töne nicht im Raum, das Wiedergegebene bzw. dort Aufgenommene klingt „trocken“.
Während seiner „Haft“, real war es widerrechtlicher Freiheitsentzug ohne richterliche Anordnung, verbrachte Ahmed mehrere Stunden an den Boden gekettet, war lauter Heavy-Metal-Musik und dauerhaftem Stroboskop-Licht ausgesetzt. Man spricht in diesem Fall von „weißer Folter“, darunter zählen Methoden der Peinigung, die zwar keine sichtbar körperlichen Schäden anrichten, jedoch Geist und Psyche zermürben. Oft sind posttraumatische Belastungsstörungen die Folgen.
Massive Attack loten erneut Grenzen aus: Sehr mutig und sehr wichtig!
Massive Attack – Saturday Come Slow:
Frederic Schwilden