Musikbücher

„A Tribute To Jimi Hendrix“ (Schwarzkopf & Schwarzkopf, 12,90 Euro), herausgegeben von Frank Schäfer, ist ein wildes Sammelsurium von Aufsätzen, Übersetzungen und Überlegungen – a la „Haribo Colorado“, wie Gitarristen-Experte Schäfer richtig bemerkt. Naturgemäß schmeckt einem manches besser als anderes – und hin und wieder wundert man sich, welch orginelle Ideen es noch zu einem doch so erschöpfend behandelten Thema gibt. Da schreibt Friedhelm Rathjen, wie und warum er Jimi immer wieder entkam, während Hartmut El Kurdi über all die Klein- und Großstadt-Hendrixe referiert. Dazu amüsante Geschichten von wohlbekannten Autoren wie WoHgang „Bullshitting“ Doebeling und Matthias Penzel tatsächlich eine runde Sache, dieses „Kollelktivding“. 3,5 „R.E.M. – Fiction“ (Virgin, ca. 34 Euro) von David Buckley kündigt sich als „An Alternative Biography“ an, ist aber doch eine recht gewöhnliche Rekapitulation der außergewöhnlichen Karriere R.E.M.s mit vielen oft gehörten Anekdoten und langen Interview-Passagen mit den üblichen Verdächtigen: Produzenten, Musiker, Manager, Fans, Bandmitglieder. Kurzweilig geschrieben, allerdings ohne jede Distanz oder Ironie und so doch arg brav. 3,0

„Remade -The Story Of R.E.M.“ (Omnibus/ Bosworth, 17 Euro) von Tony Fletcher ist die aktualisierte Version des ersten Buchs, das je über R.E.M. geschrieben wurde, „Remarks“. Fletcher fehlt es nicht an der Fähigkeit, auch mal über seine Lieblingsband zu lachen. Beispiel: der Prozess gegen Peter Bück, der in einem Flugzeug randaliert hatte. Kumpel Bono sagte aus, er habe Bück nie betrunken gesehen, was Fletcher nur zurückführen kann auf „Buck’s considerable capacity for alcohol or Bono’s own high threshold for drunkenness“. Er zögert auch nicht, den Misserfolg der letzten Alben in den USA ausführlich zu schildern, obwohl er sich mit Buckley einig ist: „R.E.M. is not just the most important post-punk American rock band, but the most popular, too.“ Aber eben nur außerhalb der Heimat – dort verkaufte sich das jüngste Werk „Reveal“ nur 300 000mal. Bucks Kommentar, eher erstaunt als resigniert: „We used to sell 300 000 records within fifty miles of Atlanta. 4,0

U2 – Into The Heart“ (Rockbuch, 28 Euro) von Niall Stokes erzählt „Die Story zu jedem Song“, aber leider sind die entsprechenden Lyrics nicht mit dabei. Ein paar Zeilen werden zitiert, das muss reichen. Kein Problem bei, sagen wir, „Discotheque“, aber die schwülstige Erklärung zu „Bullet The Blue Sky“ läuft so leider ins Leere: „Der Song entführt uns auf eine Reise, um nach dem Herz der Finsternis zu suchen.“ Hatte Bono das nicht ein bisschen schöner gesagt? Stokes lässt sich jedenfalls dermaßen vom Pathos seiner Helden anstecken, dass er bisweilen den Faden verliert – und die lieblose Übersetzung macht manches noch schlimmer. Statt immer wieder dieselben Bibel-Referenzen aufgezählt zu bekommen, hätte man sich doch lieber über eine kritische Auseinandersetzung gefreut. Aber Stokes schreibt über „Zooropa“ allen Ernstes „Es lebe die Teamarbeit!“, verteidigt Bonos Mac-Phisto-Blödsinn und bescheinigt dem verunglückten Nebenprojekt Passengers eine „aufrichtige nachdenklich stimmende Qualität“. Immerhin: viele hübsche Bilder. 2,5

„The Beatles – A Diary“ (Omnibus/Bosworth, 14 Euro) von Barry Miles bietet „An intimate day by day history“. Der Autor lernte die Beatles 1965 kennen, und with a little help from the internet stellte er zusammen, was die vier an fast jedem Tag ihrer Karriere erlebt haben – Auftritte, Aufnahmen, Auszeichnungen, all das. Dazwischen ein bisschen Privatleben, viele Bilder und Zitate. Es endet logischerweise am 20. Mai 1970 mit der Premiere von „Let It Be“, beginnt aber lustigerweise schon am 18.2.1934: „Yoko Ono was born in Tokyo, Japan. 3,5

„Long Ago And Far Away – James Taylor, His Life And Music“ (Omnibus/Bosworth, 22 Euro) von Timothy White war gerade fertig, als der Journalist (und einstige Redakteur des US-ROLLING STONE) im Juni an einem Herzinfarkt starb. Seine Liebe zur Musik und sein Interesse an Menschen, nicht nur an Taylors kompletter Familie, kommt in dieser Biografie genauso zum Ausdruck wie Whites unbedingter Wille, exakt zu recherchieren und keine Fragen offen zu lassen – was bei Taylors Vergangenheit mit all den Drogen, Scheidungen, Plattenfirmen-Eklats nicht immer einfach ist. Mit ausführlicher Biblio- und Discografie. 4,0

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