Quo vadis, R&B und Rap?

Zwei Köpfe und ein Fragezeichen: Wo steht Black Music heute? Pharrell Williams, Kopf hinter The Neptunes sowie N.E.R.D., und The RZA, Mastermind des Wu-Tang Clan, gelten als zwei der einflussreichsten Musiker des zeitgenössischen R&B und HipHop - sie sollten es also wissen...

Pharrell Williams

Wo steht Black Music heute, und wo wird sie sich hin entwickeln?

Die schwarze Musik erlebt aktuell zum ersten Mal in ihrer Geschichte eine absolute Massenakzeptanz über alle Genres, Hautfarben und Zielgruppen hinweg. Darin steckt viel Gutes, aber auch die Gefahr, dass sie ihre ureigene Charakteristik verliert. Wir, die wir diese Musik machen, müssen darauf achten, dass sie ihre besonderen Merkmale behält. Wenn das gelingt, hat sie eine rosigere Zukunft als der Pop – denn der ist, so denke ich, schon zu weit gegangen in seinem Bedürfnis, sich der Masse anzudienen. Er zuckt nur noch im Todeskampf.

Gibt es heutzutage überhaupt noch einen Unterschied zwischen Black Music und weißem Pop – oder ist alles eins?

Es ist nicht alles eins, aber es nähert sich immer mehr an. Dafür dürfte einerseits die zunehmende Kommerzialisierung verantwortlich sein, zum anderen der maximale Crossover aller Stile, der sich mittlerweile als selbstverständlich darstellt. Jeder Musiker bedient sich der Zutaten, die er für sich als sinnvoll erachtet, unabhängig von seiner Herkunft, Rasse oder sozialen Schicht. Nimm mich als Beispiel: Ich habe vermutlich mehr Led Zeppelin– als Public Enemy-Platten auf meinem iPod. Aus gutem Grund, denn Rock rockt einfach.

Wie gelingt es dir, im popmusikalischen Kontext immer wieder innovative Ansätze zu finden?

Höre dem einzelnen Sound zu! Höre, wie er sich verändert, wenn Du einen Knopf drehst. Was passiert mit ihm? Hat er die Kraft, etwas auszusagen, das über seinen reinen Klang hinausgeht? Wenn er diese Qualität besitzt, ist der Grundstein für eine weitere Innovation gelegt, der Rest ist Handwerk. Der erste definierende Sound hingegen, der ist alles.

The RZA

Wo steht Black Music heute, und wo wird sie sich hin entwickeln?

Ihre Entwicklung war und ist eine gute; selbst die Kommerzialisierung von Rapmusik und Soul hat der Musik gut getan. Sie ist heute facettenreicher, bunter und vielschichtiger denn je. Und ich glaube auch, dass sich dieser Trend fortsetzen wird. Dass es dabei immer einen Prozentsatz an Musikern und Businessleuten gibt, denen es vor allem um Verkaufszahlen und nicht um die Entwicklung des Stils geht, ist normal. Das muss man ausblenden – unter dieser oberflächlichen Schicht befindet sich genug Potenzial, das Hoffnung für die Zukunft macht.

Gibt es heutzutage überhaupt noch einen Unterschied zwischen Black Music und White Pop, oder ist alles eins?

Black Music ist Musik. Punkt. Die Trennung zwischen weißer und schwarzer Musik ist spätestens seit den weißen Protestsongs von Bob Dylan und der schwarzen Antwort darauf, vorgeführt durch Helden wie James Brown und Gil Scott-Heron, vollkommen irrelevant. Insofern: Ja, alles ist eins. Alles ist Musik. Solange sie gut und progressiv ist, spielen Schwarz und Weiß keine Rolle.

Wie gelingt es dir, im popmusikalischen Kontext immer wieder innovative Ansätze zu finden?

Innovation ist prinzipiell nicht mehr möglich. Um etwas Frisches und Ungehörtes zu kreieren, muss man sich bei dem Vorhandenen bedienen und geschickt zitieren. Dabei können die Impulse von überall her kommen – ob nun aus der Musik, dem Film, den Martial Arts, der Malerei, einem Computerspiel: das zitierfähige Material liegt quasi auf der Straße. Die Kunst ist, diese Zitate so zu verpacken, dass sie etwas Neues darstellen. Und schon hast du etwas Innovatives geschaffen.

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