Pop-Tagebuch

Radfahren auf dem Mond oder Neo-Psychedelia für die Haarspray-Generation

Eric Pfeil erkundet das Wunderland der 80er-Neo-Psychedelia und bespricht die besten fünf Platten einer vergessenen Ära. Mit dabei: Dukes of Stratosphear und Mercury Rev.

PASTA PSYCHEDELIA

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Nach dieser Spitzenproduktion wollte ich eigentlich auch eine echte Trash-Kanone besprechen, aber so ganz haut das nicht hin, denn die unbetitelte Debüt-EP der italienischen Psych-Jünger Peter Sellers and The Hollywood Party (1987) ist zwar bei Weitem nicht so virtuos wie die Werke der Dukes, besitzt aber gerade deshalb einen beträchtlichen Charme. Die Platte klingt im Wesentlichen, als hätte eine italienische Schülerband an ein paar verregneten Nachmittagen versucht, Kontakt zum Geist von Syd Barrett aufzunehmen, aber nur Onkel Aldo ans Rohr bekommen. Nicht falsch verstehen: Diese EP ist ganz wunderbar! Tatsächlich hat die Platte wesentlich mehr mit den zu jener Zeit veröffentlichten, ihrerseits von Psychedelia beeinflussten Platten auf Alan McGees Creation-Label (vor allem jenen von McGees eigener Band Biff Bang Pow) zu tun als mit dem kunterbunten Brimborium von 1967: Zärtlich werden die Gitarren gezupft, ein dilettantisches Schlagzeug rumpelt, dazu werden ungelenke Texte gesäuselt. Und diese Texte sind auch das, was dieses Werk so bewusstseinserweiternd macht: Was sich die Italiener hier an bald unverständlichem, bald grammatikalisch wirrem Kram zusammensingen, gemahnt an den Versuch eines bekifften Pennälers, aus einem verkehrtherum gehaltenen englischen Schulbuch vorzulesen. Keine Ahnung, was aus diesen wackeren Acid-Jüngern geworden ist, aber dies ist vielleicht die Apotheose der Wimp-Psychedelia.

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