Al Green :: Lay It Down

Der Altmeister und zwei junge Verehrer. Der kleine Große aus dem Süden und die Hipster von der Ostküste. Al Green im Studio mit Schlagzeuger Ahmir „?uestlove“ Thompson (The Roots) und Keyboarder James Poyser (Erykah Badu, Common). Zuletzt, auf „I Can’t Stop“ und „Everything’s OK“, hatte der Reverend aus Memphis noch einmal die historische Allianz mit Produzent Willie Mitchell beschworen, doch trieb es ihn noch mal raus zu neuen Ufern in Philadelphia und New York. Wo Al Green und seine Mitstreiter dann doch wieder in der Vergangenheit landen. Das aber ganz gegenwärtig.

Man ist ein bisschen überrascht, ja fast enttäuscht, wie vertraut „Lay It Down“ gleich klingt. Bis einem dämmert, wie unsinnig und anmaßend die Überlegung ist, ausgerechnet AI Green müsse sich unbedingt noch einmal neu erfinden (lassen). Zwar tritt der Bass in „No One Like You“ schon mal etwas vorlauter aus der Kulisse, auch der Beat von „What More Do You Want From Me“ mutet halbwegs „modern“ an. Doch kultiviert Rhythmusgeber Thompson vor allem diesen schön verschleppten Down-Home-Groove, der seine Spannung immer noch aus diesem kleinen Tick hinter dem Beat holt und aus den Synkopen der Dap-King Horns. Green selbst widersteht als Sänger der Versuchung, der er auf der Bühne ja allzu gern erliegt, nämlich stets gleich wie ein durchgehendes Zirkuspferd durch die Manege zu preschen. Das hier ist hohe Dressur-Schule, nicht nur in „Too Much“.

Die Vocal-Gäste stören dabei nicht weiter. Kurios ist nur, dass die Schmacht-Bekenntnisse „You’ve Got The Love I Need“ (Anthony Hamilton) und „Stay With Me“ Hohn Legend) doch eher nach einer Lady als Gegenüberverlangen. Die kommt hier auch noch, sie heißt Corinne Bailey Rae und bittet ganz sanft:

„Take Your Time“. Auch wenn der größte lebende Soul-Sänger das ja eigentlich schon die ganze Zeit tut – weshalb „Lay It Down“ für späte/frühe Stunden im Schlafzimmer ebenso taugt wie danach für das Frühstück im Regen, den selbst Al Green nicht stoppen kann. Amen.