Alboth! – Ali (What’s So Funny About…/Indigo
Erstaunlich, wie manchmal in unterschiedlichen Ecken der Welt an ähnlichen Ideen gearbeitet wird. Während John Zorn in New York den Noisecore entdeckte, experimentierten die Schweizer Alboth! Anfang der 90er Jahre an einer Symbiose aus Free Jazz und Death Metal. War Zorn jedoch von der Verknappung des hyperschnellen Noisecore fasziniert, der Möglichkeit also, innerhalb weniger Sekunden alles zu sagen, nutzten Alboth! die bis dahin unerkannte Parallelität von Free Jazz und Death Metal.
Auf dem zweiten Album „Liebefeld“ etwa distanzierte sich Pianist Kraut, dessen Spiel oft und zu Recht mit dem von Cecil Taylor verglichen wurde, von tonalen Konzepten, während Werthmüller exzessiv seine Bass-Drum schlug, als spiele er in einer Metal-Band. Der Geist des Konservatoriums und der des Jugendzentrums vereinten sich hier im großen freien Flirren.
Doch dieses wunderbare Werk liegt schon über drei Jahre zurück. Auf „Ali“, dem vierten Album, läßt Kraut nur noch einmal für das Bonus-Stück „Liebefeld Recycled II“ die Arme freigejazzt fliegen. Die Phase der Annäherung und Angleichung – von Stilen und Spielweisen – ist vorbei, jetzt erscheint jedes Stück als geschlossenes System. Komplex und kompakt.
Die Lautmalereien vom Vokalisten: Lieder, die wie Liturgie und Teufelsanbetung in einem klingen; Krauts noch immer perkussiv angeschlagenes, aber bluesigeres Piano; der eruptive Baß von Pauli; Werthmüllers Schlagzeug zwischen Kontemplation und Kraftakt – alles Geräusch ist exakt miteinander verzahnt, die Dynamik enorm. Die Kompositionen des Ensembles funktionieren wie hochkomplizierte, monströse Maschinen. So gehorcht auch die extrem lange Pause in „Berger“, in der nur ein leises metallisches Kratzen zu hören ist, einer geheimen inneren Kraft.
Alboth! haben Swing – einen, der nach Öl und Rost schmeckt.