Alternativen :: von Michael Ruff
Gute Nachricht für sämtliche Freunde der Beastie Boys: Das Programm des von Mike D. ins Leben gerufenen Grand Royal-Labels wird nun auch hierzulande vertrieben (via Rough Trade). Erstmal gibt es einiges nachzuarbeiten, etwa das Debüt von BUTTER 08 (ein gemeinsames Projekt der Cibo Matto-Damen mit Blues Explosion-Drummer Russell Simins, 4,0 ) oder „Something To Remember Be By“, ein überraschend traditionelles Songwriter-Album von BEN LEE (3,0).
Dazu THE JOSEPHINE WIGGS EXPERIENCE,die mit „Bon Bon Lifestyle“ folkloretisch angehauchten Alternativ-Pop im Stile der Breeders weiterfuhren (siehe ausführliche Besprechung auf S. 101), und auch das japanische Trio BUFFA-LO DAUGHTER, das auf „Captain Vapour Athleles“ Rock, Wave sowie moderne Grooves aus dem fernöstlichen Blickwinkel erstaunlich unter einen Hut zu bringen versteht (4,0).
Ein stilistisch klares Label-Profil oder gar BB-Plagiate gibt es nicht, und so darf man auf weitere Neuerscheinungen gespannt sein.
Gänzlich unbeleckt von allen Modernismen gehen REX auf ihrer dritten, kurz „3“ betitelten Platte (Soumern/EFA) zur Sache. Man ahnt den Geist der verblichenen Uncle Tupelo, doch statt der gelegentlichen Rock-Gitarre gibt es hier fast durchweg Geigen und Celli als Beigaben, wodurch die stimmungsvollen Songs noch dichter und entspannter rüberkommen. Als bewegter Soundtrack zum Faulenzen perfekt. 4,0
A SUBTLE PLAGUE gehören zu der Sorte Bands, die am liebsten 365 Tage im Jahr auf der Bühne stehen. Da bleiBt für Plattenaufnahmen wenig Zeit, zumal man sich schon immer schwer getan hat, die Live-Energie unverschnitten auf Tonträger zu übertragen. Deshalb leistet sich diese deutsch-kalifornische Formation nun eine Rückschau und versammelt die besten Songs ihrer über zehnjährigen Laufbahn auf der CD „Independent Study“ (Trocadero/RTD). Die Bandbreite reicht von jazzigen Anfangen bis zum politisch fundierten Melodie-Punk ihrer späteren Tage. Ideal für Einsteiger, denn die Gesangs-Duelle zwischen Pat Ryan und Analucia da Suva sind immer hörenswert 4,0
Mit seiner sehr individualistischen Blues-Auslegung hat sich der Australier HUGO RACE einen loyalen Fan-Kreis erspielt „Chemical Wedding“ (Glitterhaus/EFA) ist ganz auf seine leise, doch intensive Stimme zugeschnitten, die dem völlig hypnotisierten Hörer sanft, doch unaufhaltsam in seine Gehörgänge kriecht. Die passend The True Spirit getaufte Begleitband spinnt dahinter ein zerbrechliches Tongewebe von kammermusikalischer Größe. Düster, aber schön, 4,0
Peter Michael Walsh gehört zur selben Generation australischer Songwriter wie Ed Kuepper, Chris Bailey und die Go-Betweens. Doch die Fan-Gemeinde, die er sich als alleiniges Mitglied seiner fiktiven Band THE APARTMENTS erspielte, ist winzig geblieben. Das neue Album „Apart“ (Hot/RTD) zeigt, warum das so ist: Allzu selbstgefällig agiert er als Dirigent seines Privat-Orchesters, und statt zündender Song-Ideen bekommt man meist nur dick aufgetragene Wohnzimmer-Befindlichkeiten zu hören, gegen die selbst Morrissey wie ein fröhlicher Springinsfeld klingt. 2,0
Zum Schluß ein saisonbedingter Geschenktip für alle, die unangenehme Van Halen-Fans in der Verwandtschaft haben: Unter dem Titel ,JZrerybody Wants Some“ (Roadrunner/IRS) ist eine CD erschienen, auf der 17 völlig unbekannte Interpreten den mähneschüttelnden Rock-Idolen auf denkbar unkonventionelle Weise Tribut zollen. Den VH-Fans dürften angesichts der frei zwischen Kirchenorgel, Calypso und sonstigen Ungewöhnlichkeiten variierenden Arrangements die Frisuren zu Berge stehen. Novizen allerdings werden feststellen, daß die vermeintlichen Peinsäcke eine Menge guter Songs geschrieben haben. Na ja, wenn man Instrumentierung und Interpretation längst vergessen hat und den Camp-Faktor gelten läßt – heute kein Problem mehr. Siegerin ist hier eine Mary Lou Lord mit ihrer Country-Version von, Jump“. 4,0