AM/FM – Mutilate Us
Brian Sokel und Michael Parsell sind ein gutes Team, keine Frage. Sokel, früher mal bei den Sonderlingen von Franklin im Vorstand, ist einer, dessen Kunst geformt und ans Tageslicht gezerrt werden muss, bevor sie für viele genießbar wird, und zu solchem Zweck lud sich der sensible Liedschreiber seinen alten Kumpel Michael Parsell an die Seite. Parseil lebt wie Sokel in Philadelphia und gilt in der lokalen Szene als ein Könner, einer, der Musik gut organisieren kann – zusammen, das war der Plan, würde ein Schuh draus werden.
„Mutilate Us“, nach der nur halb offiziellen EP „Audiot“ die erste reguläre Veröffentlichung des arbeitsteiligen Paares, belegt den Erfolg des Experiments. AM/FM sind potente Selbstmacher, junge Amerikaner, die sich das Singen jenseits der Standards und vorgefertigten Formen nicht verbieten lassen, sondern die Individualität zum einzig akzeptablen Leitbild erklären – schön zu hören bei dem angenehm zugänglichen Offshore-Pop von „A Best Man (Put My Girlfriend On Fire)“ und dem ganz entspannten „Success Rides A Shiny White Line“. Hier und anderswo schätzt man an „Mutilate Us“ die geschmackvollen Arrangements und das angenehm klare Produktionsdesign, das die beizeiten eigenwilligen Kompositionen Sokels vom sonst programmierten Image des bezuglosen Lo-Fi-Kuriosums befreit.
Nun schreiben Sokel und Parsell ihre Musik nicht etwa auf eine Tabula rasa – das uneindeutige Stilallerlei auf „Mutilate Us“ speist sich aus Noise-Rock und No-Pop, verweist auf die musikalische Vision Brian Wilsons und labt sich am zarten Neo-Folk von Badly Drawn Boy und EUiott Smith als einem akkuraten Ausdrucksmittel der Gegenwart – AM/FM mögen ihren Pop gern etwas abseitig, sind betört vom Charme des Schrägen und entwickeln so eine sympathische Eigenart, die man schnell schätzen lernt.