Ang Lee – Sinn und Sinnlichkeit

Ein Taiwanese in England: Emma Thompson verfaßte nach dem Roman „Sense and Sensibility“ von Jane Austen (1775-1817) ihr erstes Drehbuch und Regisseur Ang Lee („Das Hochzeitsbankett“) drehte seinen ersten Kostümfilm. Alles Voraussetzungen für eine brave Literaturverfilmung. Aber der Chinese und die britische Crew haben ein Wunder vollbracht – den schönsten Film des bisherigen Jahres. Dafür gab es sieben Oscar-Nominierungen.

Wie Eric Rehmer in seinen besten Tagen schuf Ang Lee durch ironische Brechung eine Aura, die das Ende des 18. Jahrhunderts fast modern erscheinen läßt. Doch macht sich der Film nie über diese ferne Zeit und ihre Menschen lustig. Die Komik funktioniert durch Kontraste von Schein und Sein. Die Personen konterkarieren mit Gesten und Gefühlen ständig das gesprochene Wort, jedesmal ist der Zuschauer einen Schritt schneller als die in Konventionen erstarrten Figuren.

Nach dem Tod ihres Vaters ziehen die drei verarmten Schwestern Elinor (Emma Thompson), Marianne (Kate Winslet) und Margaret mit ihrer Mutter in ein kleines Cottage. Die pragmatische Elinor unterdrückt ihre Liebe zum Bruder ihrer Schwägerin, dem schüchternen Edward (Hugh Grant). Marianne lebt ihre Gefühle aus, landet jedoch bei einem romantischen Hallodri (Greg Wise), der wunderschön Gedichte rezitieren kann, sie aber wegen einer reichen Erbin sitzenläßt Und ein schon ergrauter Colonel (Alan Rickman) begehrt sie unglücklich aus der Ferne. Am Ende haben sich die Verhältnisse umgekehrt: Elinor darf aus Liebe heiraten, und Marianne geht eine Zweckverbindung ein. Der Film beschreibt die ewig junge Dichotomie von „Verstand und Gefühl“, wie Austens Roman bei uns heißt.

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