Auf brennender Erde :: Regie: Guillermo Arriaga

Die Schicksale mehrerer Menschen so zu verknüpfen, dass sie jeweils für sich selbst stehen und dennoch einen gemeinsamen Nenner haben, war spätestens nach Robert Altmans „Short Cuts“ schwer in Mode gekommen. Viele Nachahmer sind an dieser Filmform gescheitert, da die Geschichte zu angestrengt, die Zusammenhänge zu konstruiert wirkten. Paul Haggis aber gewann mit diesem Konzept für „L.A. Crash“ den Regie-Oscar (der Altman verwehrt blieb). Und ein Meister dieser verschachtelten Dramen ist auch der Mexikaner Alejandro González Iñárritu.

Den Stoff für dessen Werke „Amores Perros“, „21 Gramm“ und „Babel“ lieferte indes sein Landsmann Guillermo Arriaga, der es nun auch selbst hinter der Kamera versucht hat. Der Schriftsteller baut seine Storys in der Story mit enorm kunstvoller Raffinesse. In seinem Regiedebüt experimentiert er mit den Zeitebenen und erst allmählich erkennbaren Verbindungen unter den Figuren. So entsteht Spannung, die in geordneter Chronologie eher pathetisch anmuten würde.

Die erste Episode beginnt mit der selbstzerstörerischen Sylvia­ (Charlize Theron). Sie leitet ein Restaurant an der Küste von Oregon und hat eine ziemlich leidenschaftslose Affäre mit dem Chefkoch. Irgendwann lässt sie sich dann auch auf Sex mit einem wohlhabenden Gast ein. Und den ganzen Tag über folgt ihr ein fremder Mann. Als symbolischen Kontrast zum kühlen, gräulichen Meer, das um scharfe Klippen herum tost, leitet Arriaga zur grellen Wüstensonne von New Mexico über, wo drei ineinander verzahnte Vorgeschichten aufgefächert werden.

Nick (Joaquim De Almeida) und Gina (Kim Basinger) sind bei einem Brand umgekommen. Sie hatten ein Verhältnis. Bei Nicks Beerdigung taucht Ginas Ehemann John (John Corbett) auf und stößt zornige Beschimpfungen aus. Doch in den Blicken von Ginas Tochter Marianna (Jennifer Lawrence) und Nicks Sohn Santiago (J.D. Pardo), die sie zuerst nur über die Straße hinweg austauschen, spiegelt sich bereits eine verhängnisvolle Liebe wie die der verstorbenen Eltern. Als Santiago später mit einem Flugzeug verunglückt, bittet er noch Carlos (José Maria Yazpik), seine kleine Tochter Monnie (Stacy Marie Warden) zur Mutter zu bringen.

Von vier Frauen – zwei Müttern und ihren beiden Töchtern – zwischen Sehnsucht und Selbsthass, Verbitterung und Versöhnung erzählt Arriaga auf den ersten Blick. Dass die Puzzleteile seiner dreifachen Familientragödie letztlich zu einer doppelten Identität führen, ahnt man spätestens, wenn alle Personen vorgestellt sind. Zwar strapaziert sein Konstrukt arg die melodramatischen Wege des Schicksals. Auch mag Feuer als Metapher für glühende wie zerstörerische Gefühle plakativ erscheinen. Und seine Inszenierung erreicht nicht ganz die Intensität von Iñárritu. Aber die famos gespielten Charaktere behalten stets ihre Wahrhaftigkeit.

Abonniere unseren Newsletter
Verpasse keine Updates