Bonnie „Prince“ Billy

Best Troubadour

Innige Verbeugung: Will Oldham erinnert an Merle Haggard

Es ist kein Geheimnis, dass der Mann, der seine Platten als Bonnie „Prince“ Billy veröffentlicht und bürgerlich Will Oldham heißt, ein Merle-­Haggard-Fan ist. Er sang seine Lieder, erwähnte ihn neben anderen Helden wie R. Kelly und Leonard Cohen schon in vielen Interviews und sprach für ein US-Magazin sogar mal mit dem großen Songwriter. Nun widmet er Haggard, ein Jahr nach dessen Tod, ein Album.

„Best Troubador“ beginnt angemessen mit einer Interpretation von Liz und Casey Andersons „The Fugitive“, mit dem Haggard 1967 seinen ersten Nummer-eins-Hit landete: twangige Gitarren, Fiddle, ­diesiges Saxofon, Bonnie-Billy-Belcanto und Harmonien von der bezaubernden Cheyenne Mize. Als Songwriter schon länger nicht mehr in Erscheinung getreten, hat sich Oldham in den vergangenen Jahren zu einem empathischen Interpreten entwickelt. Im Verlauf des Albums dürfen auch Mary Feiock und AJ Roach (mit)singen, und alte Oldham-Weggefährten wie Matt Sweeney und Emmett Kelly haben Gastauftritte.

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Die weitere Songauswahl ist nicht so offensichtlich wie die Eröffnung: kein „Mama Tried“ oder „The Bot­tle Let Me Down“, weder „If We ­Make It Through December“ noch „Today I Started Loving You Again“ – und „­Okie From Muskogee“ fehlt natürlich auch. Dafür gibt es Songs von Jimmie Rodgers, Lefty Frizzell, Tommy Collins und Chuck Howard, die Haggard einst sang, oft übersehene Perlen aus den Achtzigern wie „Nobody’s Darling“ und „Wouldn’t That Be Something“ und viel aus dem Spätwerk. Mit „I Am What I Am“ schließt Oldham den Kreis, den er mit „The Fugitive“ begann: „I’m no longer a fugitive/ And I’m not on the land/ And I’m just around/ I am what I am“, dann schallert in der Ferne ein Banjo, und dieses Album, auf dem zwei große Troubadoure zusammenfinden, läuft mit einer innigen Demoversion von „If I Could Only Fly“ aus: „You know, some­times I write happy songs/ Then some lit­tle thing goes wrong/ I wish they all could make you smile.“

Das hätte auch dem großen Tragöden ­Merle Haggard ein Lächeln abverlangt. (Domino)