Built To Spill

Perfect From Now On

City Slang / EFA

Indie-Rock hat einen Bart, und er steht ihm verdammt gut. Merkwürdig, wer so alles gegen Jahresende geklagt hat, daß 1996 aus dem amerikanischen Gitarren-Untergrund keine innovativen Impulse gekommen seien. Doch all jene, die allzu leichtfertig in ihren Rückblicken die Gitarre beendigt haben, müssen schon im Februar wieder ihre Kondolenz-Artikel zurücknehmen. Mit dem neuen Album von Pavement, das gleich hier um die Ecke besprochen wird, und jenem von Built To Spill erscheinen zeitgleich zwei Werke, die gänzlich frei sind von neuen Technologien – und trotzdem neue Standards setzen.

Doug Mansch hat einen Bart, und er steht ihm verdammt gut Der Chef von Built To Spill kommt aus einem Kaff namens Boise in Idaho, redet nicht sehr gern und geht noch weniger gern auf Tour. „Perfect From Now On“ ist das dritte Album seiner Band. Bereits auf den beiden vorangegangenen Werken legte der bescheidene Künstler den nicht kleinen Unterschied zwischen komplex und kompliziert offen. Seine Songs sind vielschichtig, brechen jedoch nie auseinander. Für „Perfect From Now On“ nimmt der Fluß aus Harmonie und Rhythmus jetzt beängstigende Ausmaße an. Die Songs sind im Durchschnitt sieben Minuten lang – keine davon ist zuviel.

Built To Spill schaffen große Dramen, die einer dem Stoff immanenten Logik gehorchen – Vorspiel oder Nachtrag inklusive. Man höre sich nur „I Would Hurt A Fly“ an, für das Cello und Gitarre eine gute Popsong-Länge elegisch dahinkriechen, um dann wie von innerer Kraft getrieben elastisch dem Himmel entgegenzukreisen. Das erinnert, zumindest im zweiten Teil, an die Gitarrenarbeit der mittelspäten Love. In anderen Momenten denkt man an die frühen Pink Floyd, beispielsweise bei „Out Of Sight“. Von Beliebigkeit keine Spur – es bedarf schon eines großen Künstlers, die verschiedenen Subplots zu einer Geschichte zu bündeln.

Die Logik der Sounds entspricht bei Built To Spill der Logik der Lyrics. Oft läßt sich nicht mal erahnen, was zuerst da war. Etwa in „Made-Up Dreams“. Doug Mansch singt darin heiser:,,No one wants to hear/ What you dreamt about/ Unless you dreamt about – them.“ Und bei der Pointe springt die Gitarre gelenkig ein paar Töne höher. Die lebt, die Gitarre.