Buzzcocks

Flat-Pack Philosophy

Unkaputtbarer Powerpop, der schon zu viele Gebrauchsspuren aufweist

Was würde Buzzcocks-Chef Pete Shelley wohl antworten, wenn man ihn bei einer zufälligen Begegnung auf der Straße mit den Worten begrüßte: „Sie haben sich gar nicht verändert“? Unwahrscheinlich ist, daß er „Oh!“ sagen und wie Bert Brechts Herr Keuner erbleichen würde. Eher wahrscheinlich, daß sich der 50jährige für das Kompliment bedanken würde. Denn daß die Buzzcocks heute noch genauso klingen wie vor 30 Jahren, ist so ziemlich das einzig Nette, was man über das Album „Flat-Pack Philosophy“ sagen kann.

Ob die Buzzcocks in „Soul Survivor“ zum Mitgrölen auffordern, im Titelsong nach Sinn suchen, in „Wish I Never Loved You“ zwischen ausufernden Backgroundchören und einem sturen Gitarrenriff der Liebe nachweinen, stets bedienen sich Shelley und Steve Diggle am selben Punkrock-Inventar, das sie schon 1976 drauf hatten, als die Buzzcocks daheim in Manchester im Vorprogramm der Sex Pistols ihren allerersten Gig spielten.

Musikalische Innovationen waren die Sache der Buzzcocks ja aber noch nie – erst recht nicht, seit die Band Ende der 80er Jahre anläßlich einer US-Tour wiederbelebt wurde. Vielmehr machten sich die Buzzcocks stets darum verdient, die Verve des Punkrock massenkompatibel in Krachpop zu übersetzen. Und an dem Konzept hat sich bis heute nichts geändert. Auch wenn Shelley längst keine Hits mehr wie „Ever Fallen In Love (With Someone You Shouldn’t)“ oder „I Don’t Mind“ hinkriegt, so gehen einem die Hooklines von „Credit“ oder „Dreamin“‚ immer noch verdammt schnell ins Ohr.

„I’m gonna tell you something you already know“, singt Shelley in „Reconeiliation“ aber, und tatsächlich kommt man sich bei „Flat-Pack Philsophy“ vor wie auf einer punkigen Gebrauchtwarenbörse voller verrosteter Riffs („I Don’t Exist“) und angestauberter Refrains („Sell You Everything“) – und fragt sich, wer so ein Album braucht. Altpunks, für die die Buzzcocks einmal Helden waren, nicht, weil die jetzt mehr auf Nick Cave stehen, und Nachwuchspunks nicht, weil die mit den Platten von Green Day besser bedient sind.