Cherry Poppin‘ Daddies :: Soul Caddy
Dieser Trend, er ist ein gewesener: Swing und wie er in der Retrospektive begriffen wurde, taugte nicht allzu lang als Maskerade der Popkultur. Zu seltsam der Vibe, zu fremd die Attitüden, als dass man sich so mir nichts, dir nichts mit ihr auch nur irgendwie glaubhaft behängen könnte. Die üblichen Verdächtigen werden sich also nun nach neuen Betätigungsfeldern umsehen, sich weiterentwickeln müssen. Alle bis auf Brian Setzer; der kann nichts anderes.
Die Cherry Poppin‘ Daddies haben mit dem vorzeitigen Paradigmenwechsel kein Problem: Das Oktett um den Kapellmeister Steve Perry ist seit der Gründung 1989 eine musikhistorische Hure ohne Heimat und Gesinnung, betreibt alles Mögliche mit spaßiger Distanz, versucht Ska und Punkrock und Soul – und eben Swing.
Auf dem neuen Album geht nun wieder alles: Nach dem irrsinnigen Glam-Zitat „Diamond Light Boogie“ versucht Steve Perry Motown („Stay, Don’t Just Stay“), Pop („Grand Mal“), Punk (Irish Whiskey“)und Hard Rock („Bleeding Ceremony“), jeweils gekonnt adaptiert und akkurat kredenzt. Das alles ist aber freilich auch bloß geliehen; die CPD schmieren sich die Musikhistorie wie Pomade ins Haar und grinsen breit über die eigene, unerhörte Bodenlosigkeit.
Dass nicht alles ins Unerträgliche abgleitet, liegt dabei am Chef-Zitierer selbst: Steve Perry kann jedes Genre und findet auf wundersame Weise immer den rechten Melodiebogen zur jeweiligen Mimikry, und man muss hier und da tatsächlich die stimmigen Adaptionen beklatschen, wie eine gelungene Zirkusaufführung etwa. Am besten sind die CPD dabei nach wie vor beim Swing – „Uncle Ray“, „Swinging With Tiger Woods“ und ganz vorn das großartige „So Long Toots“ rücken die Cherry Poppin‘ Daddies ins rechte ruchlose Licht, und man wünschte sich, sie hätten es sich – Trend oder nicht – in der eben noch hippen Nische ein für allemal bequem gemacht. Das Geschäft kann so grausam sein.